Deutlicher Anstieg bei Cyberkriminalität und Kinderpornografie

Die Straftaten im Bereich Cyberkriminalität und Kinderpornografie in Niedersachsen sind massiv gestiegen. Cybercrime-Fälle seien in den letzten fünf Jahren um rund 40 Prozent, Kinderpornografie um 45 Prozent angestiegen, teilte Landesinnenministerin Daniela Behrens (SPD) bei der Vorstellung des „Lagebilds Cybercrime und Kinderpornografie 2023“ am Montag mit. Die Gewerkschaft der Polizei und die CDU-Landtagsfraktion forderten, die Polizei für die Aufklärung der Verbrechen besser auszustatten.

Die Fallzahlensteigerungen bei Kinderpornografie sei auch auf die Sensibilisierung der Bevölkerung sowie der Netzwerkbetreiber zurückzuführen, führte die Ministerin aus. So würden mehr Fälle registriert und zur Anzeige gebracht. Außerdem führten Hinweise aus dem Ausland auf Basis automatisierter Scan-Prozesse amerikanischer Provider zu polizeilichen Ermittlungen.

Insgesamt belief sich die Zahl der Delikte rund um die Verbreitung, den Erwerb, Besitz und die Herstellung kinderpornografischer Schriften im vergangenen Jahr auf 6.855 Fälle. Dazu kamen 1.126 Fälle von Jugendpornografie.

„Angesichts des unglaublichen Leids der betroffenen Kinder und Jugendlichen müssen wir in Deutschland dringend Lösungen finden, wenn es darum geht, IP-Adressen lange genug vorzuhalten, um eine effektive Verfolgung dieser ekelhaften Straftaten zu ermöglichen“, sagte Behrens.

Eine gesetzliche Regelung zur Speicherung von IP-Adressen forderte auch die CDU. Sonst werde aus Datenschutz Täterschutz, sagte der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Sebastian Lechner.

Anfang 2024 wurde dem Lagebild zufolge die Testphase einer vom LKA entwickelten KI-Software zur Pornografie-Erkennung in den Regelbetrieb überführt. Die Nutzung von KI beschleunige Ermittlungsverfahren und trage dazu bei, sexuelle Missbrauchshandlungen frühzeitig zu erkennen, betonte Behrens. „Dadurch können wir Täter noch schneller ermitteln und die Arbeitsbelastung der mit der Auswertung dieser schrecklichen Inhalte befassten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter reduzieren.“

Im Bereich Cybercrime registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 13.218 Fälle, dabei wurden 3.422 Tatverdächtige ermittelt. Cyberkriminalität habe sich zu einem hochkomplexen, kriminellen Wirtschaftszweig mit eigenen Wertschöpfungsketten entwickelt und bedrohe Privatpersonen, Wirtschaftsunternehmen, Institutionen und Infrastrukturen gleichermaßen, heißt es in dem Lagebericht. 2023 waren insbesondere Versicherungen, Gesundheitswesen, Verkehr sowie Luftfahrt und Lebensmittelsektor von Cyberangriffen betroffen.

Auch die Bevölkerung ist den Informationen zufolge im Visier der Hacker. Zu den Gefahren zählten sogenannte Fakeshops – also nicht existierende Onlinehändler -, Angriffe auf das Onlinebanking sowie Phishing-E-Mails. Ziel sei es, Bankdaten auszuspähen, die dann im Darknet verkauft und für betrügerische Zwecke verwendet werden. 2023 gab es in Niedersachsen 2.803 dieser Fälle, die Schadenssumme betrug 14,4 Millionen Euro.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Niedersachsen erneuerte ihre Forderung nach Investitionen in Personal und Infrastruktur. Um den Methoden der Cyberkriminellen entgegenzuwirken, benötige die Polizei Entlastung im ermittelnden Bereich sowie mehr spezialisierte IT-Fachkräfte und mehr Investitionen in digitale Infrastruktur, sagte der Landesvorsitzende der GdP, Kevin Komolka.

Landespolizeipräsident Axel Brockmann appellierte an die Bevölkerung, Cyberstraftaten anzuzeigen. Zwar habe sich das Anzeigenaufkommen seit 2012 verdreifacht, betrage aber dennoch nur rund 24 Prozent. Nur wenn Delikte bekannt sind, sei es der Polizei möglich, Täter zu ermitteln.