Deutlicher Anstieg antisemitischer Vorfälle in Sachsen

Im vergangenen Jahr wurden in Sachsen 192 antisemitische Vorfälle dokumentiert. 110 davon allein im letzten Quartal nach den Massakern der Hamas. Die Meldestelle Rias erkennt häufig einen israelbezogenen Antisemitismus.

Nach dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ist die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Sachsen deutlich angestiegen. Das geht aus dem am Montag in Leipzig vorgestellten ersten Jahresbericht der landesweiten Meldestelle Rias hervor. Die Meldestelle dokumentierte demnach im vergangenen Jahr 192 Vorfälle, 110 davon allein im letzten Quartal nach den Massakern der Hamas.

Rias betont, dass es sich in vielen Fällen um einen israelbezogenen Antisemitismus handele, der sich “aggressiv und gewaltbereit” manifestiere. 101 solcher Vorfälle gab es im vergangenen Jahr – im Vorjahr seien es nur 16 gewesen.

Gleichzeitig wurden der Meldestelle zahlreiche Vorfälle bekannt, bei denen andere Themen im Vordergrund standen und zum Beispiel die Erinnerung an die NS-Verbrechen angegriffen oder antisemitische Verschwörungsmythen verbreitet wurden. In vielen Fällen habe man keine eindeutige Zuordnung vornehmen können, hieß es.

Der Jahresbericht ist der erste der Meldestelle Rias Sachsen in Trägerschaft von Ofek, der Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung. Rias Sachsen wurde 2022 offiziell eröffnet und arbeitet am Aufbau eines bundeslandspezifischen Meldenetzwerks.

Die Vorsitzende des Landesverbands Sachsen der Jüdischen Gemeinden, Nora Goldenbogen, sagte: “Die Zahlen antisemitischer Vorfälle stiegen zwar auch vorher, doch spätestens seit dem 7. Oktober sollte es deutlich sein, wie essenziell gesamtgesellschaftliches Eintreten gegen Antisemitismus ist.”

Der Landesbeauftragte für jüdisches Leben, Thomas Feist, unterstrich: “Die aktuellen Zahlen zeigen, wie richtig die Einrichtung von Rias Sachsen war und bleibt. Die Meldestelle ist für mich ein wichtiger Partner in der Aufdeckung und damit möglichen konsequenten Bekämpfung jeglichen Antisemitismus im Freistaat.”

In Sachsen zählt die Jüdische Landesgemeinde derzeit gut 2.200 Mitglieder.