Derselbe Gott für Christen und Moslems?

BAD NEUENAHR – In einer kon­troversen Debatte hat die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland über das theologische Verhältnis von Christentum und Islam diskutiert. Umstritten war unter den über 230 Synodalen in Bad Neuenahr unter anderem, ob Christen und Muslime an denselben Gott glauben und ob die Konversion von Muslimen zum Christentum ein Ziel des Dialogs sein kann. Der Baseler Theologieprofessor Reinhold Bernhardt warb für einen weiten Dialogbegriff und um Akzeptanz für die Haltung, dass nicht gesagt werden könne, ob Christen und Muslime an denselben Gott glauben.
Das Kirchenparlament der über 2,5 Millionen rheinischen Protestanten will bis zum 12. Januar eine theologische Positionsbestimmung für die Begegnung mit Muslimen beschließen. Die Vorsitzende des Theologischen Ausschusses, Ilka Werner, warb für eine Vorlage, die im Laufe der Synode in Ausschüssen und dann erneut im Plenum diskutiert wird. Ziel des interreligiösen Dialogs ist danach nicht die Konversion von Muslimen zum Christentum, sondern ein gegenseitiges Kennenlernen, gemeinsames Handeln und das Aushalten von Differenzen.
Die Autoren des Positionspapiers gingen davon aus, dass Christen und Muslime ihren Glauben beide als Ausdruck ihrer „Bindung an den einen Gott“ verstehen, erläuterte die Superintendentin des Kirchenkreises Solingen. In einem Antrag des Kirchenkreises Wetzlar heißt es dagegen: „Wir nehmen wahr, dass der Islam an einen Gott glaubt, können aber von unserem Bekenntnis her unmöglich zustimmen, dass es dabei um den dreieinigen Gott geht, den wir anbeten.“
Theologieprofessor Reinhold Bernhardt erklärte, dass sich im Glauben an einen Gott in den Religionen vor allem ein Unterschied in der Art zeige, wie dieser Gott sich den Menschen mitteile. „Der christliche Glaube sieht Christus als den entscheidenden Identitätsausweis Gottes“, sagte der Professor für Systematische Theologie der Universität Basel. Die Offenbarung Gottes in Christus sei aber wiederum eine andere als die Offenbarung Gottes im Koran. „Daraus folgt nun aber nicht mit Notwendigkeit, dass auch der Offenbarer ein anderer ist.“ epd