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Der Schlüssel zum Burgtraum

Die erste Holzburg erbaute Graf Adalbert II. vor rund 1.000 Jahren auf der Anhöhe über dem Städtchen Abenberg (Landkreis Roth). Heute gehört die „Krone des Rangaus“, wie Burg Abenberg manchmal genannt wird, einem Zweckverband aus Bezirk, Landkreis und Stadt. Dazwischen: Zuerst die Burggrafen von Nürnberg, mit denen die Hohenzollern hier einzogen, dann die Fürstbischöfe von Eichstätt, die rund 500 Jahre das Sagen hatten. Ende des 19. Jahrhunderts kam Familie Schott, deren protestantische Tochter Laura eine evangelische Kapelle in der ansonsten stockkatholischen Gemeinde bauen ließ.

Auf den Tafeln der neuen Schau auf Burg Abenberg, die nach 25 Jahren die erste Dauerausstellung „Eine Zeitreise durch Franken“ ablöst, finden sich alle diese Personen. Die Figuren sind meist als Comic gezeichnet oder per Video animiert. „Es soll Spaß machen, gleichzeitig aber Wissen vermitteln“, sagt Museumsleiterin Kerstin Bienert.

Knapp eine Viertelmillion Gäste besuchten die bisherige Ausstellung des Burgmuseums. Wie schnell und wie intensiv die Infos und visuellen Eindrücke vorbeiflimmern, hat der Besucher größtenteils selbst in der Hand: An vielen Stationen lädt ein Schlüsselloch zum Öffnen ein – wer den Schlüssel dreht, den erwarten kleine Filme, authentische Klänge aus der Zeit von Rittern und Burgfräulein sowie Bildergalerien, Daten und Fakten. Zieht man den Schlüssel wieder raus, stoppt das Programm.

Das sollte man nicht vor den Anekdoten von Besonderheiten der Burg tun: Jahrzehntelang befand sich ein Schwimmbecken inmitten der Anlage. Minnesänger Wolfram von Eschenbach soll hier residiert haben. Die Turnierwiese – wohl die einzige auf einer im heutigen Bayern liegende Burg – ist in seinem Epos „Parzival“ besungen.

Jene Wiese wird jedes Jahr von Mittelalter- und Rockmusik-Fans bevölkert, wenn hier Konzerte stattfinden. Weit über die Region hinaus bekannt ist das „Feuertanz“-Festival, bei dem regelmäßig die Mittelalter-Folkband „Schandmaul“ auftritt, die auch mehrfach in der neuen Schau auftaucht. „Wir wollten bewusst die Relevanz der Burganlage auch für die Gegenwart zeigen. Sie bedeutet nicht nur den Menschen aus der Region viel“, meint Bienert.

Auf dem Turnierplatz wurde kürzlich ein professioneller Film mit einer Reenactment-Gruppe gedreht, in dem die Akteurinnen und Akteure authentische Rüstungen und Helme tragen. Die kann man in einem weiteren Raum auch selbst aufsetzen oder mal ein Kettenhemd anziehen: Der Erlanger Metallhandwerker Sebastian Völk hat dies nach originalen Vorgaben nachgebildet.

Die Museumsleiterin freut sich, dass man im Zuge der Neugestaltung der Ausstellung das Museum weitgehend barrierefrei umbauen konnte. Dies erleichtert auch dem 90-jährigen Franz Kornbacher seinen Besuch, auch wenn der Abenberger die Stufen der Burg noch sehr gut zu Fuß erklimmen kann. Das wandelnde Lexikon der Stadt ist im Museum omnipräsent – einerseits als Comic-Figur an den Wänden und in den Filmen. „Frag doch mal den Franz“ heißt eine eigene, ihm gewidmete Ecke mit einem Briefkasten, in dem die Besucher ihre Fragen einwerfen können.

Die förderfähigen Gesamtkosten des Projekts in Höhe von 884.000 Euro werden durch das Förderprogramm LEADER der EU mit 376.000 Euro gefördert. Der Zweckverband Burg Abenberg finanziert die verbleibenden Ausgaben. (00/1100/07.04.2024)