Der Mann zwischen Ost und West: Vor 50 Jahren starb Superstar Bruce Lee
Mit nur wenigen Filmen löste der Kampfsportler und Schauspieler Bruce Lee einen weltweiten Kung-Fu-Boom aus. Nach seinem frühen Tod mit 32 Jahren wurde er schnell zur Legende.
Auch Jahrzehnte nach seinem Tod bleibt Bruce Lee eine Kultfigur: In Quentin Tarantinos letztem Film „Once Upon A Time… in Hollywood“ muss ein großspuriger Lee-Darsteller Prügel von Brad Pitt einstecken. Und der oscarprämierte Regisseur Ang Lee kündigte im vergangenen Jahr an, das Leben Lees verfilmen zu wollen: Dieser brillante und einzigartige Mann habe mit harter Arbeit unmögliche Träume wahr gemacht.
Bruce Lee stirbt am 20. Juli 1973
Die Bilder des durchtrainierten Körpers von Bruce Lee aus dem Film „Der Mann mit der Todeskralle“ (Enter the Dragon) von 1973 zierten unzählige Poster und Kampfsport-Magazine. Der Film wurde der erste internationale Erfolg einer Hollywood-Produktion mit einem asiatischen Helden. Doch Bruce Lee erlebte ihn nicht mehr mit: Er starb vor 50 Jahren, am 20. Juli 1973, in Hongkong an einer Hirnschwellung, die mutmaßlich durch eine allergische Reaktion auf eine Kopfschmerztablette ausgelöst wurde.
Der Schauspieler und Kampfkünstler wurde nur 32 Jahre alt. Er gilt als der „chinesische James Dean“: Beide starben jung, drehten nur wenige Filme und wurden nach ihrem Tod zu Legenden.
Gegenentwurf zu westlichen Vorurteilen
Für den Autor und Filmkritiker Georg Seeßlen ist Lee eine „Metapher der Globalisierung und ihrer Folgen für nicht-privilegierte Menschen“. Lee habe als Rebell auch ein Stück Jugendkultur repräsentiert, sagte Seeßlen dem Evangelischen Pressedienst (epd): Mit seinem Leben zwischen Asien und den USA sei er ein Wanderer zwischen den Welten und dabei eine Figur des Übergangs gewesen. Lee wurde in den USA geboren, wuchs in Hongkong auf, studierte in San Francisco.
„Bruce Lee hat tatsächlich das Bild der asiatischen Schauspieler im Westen verändert“, sagt der US-amerikanische Filmkritiker Grady Hendrix in der Dokumentation „How Bruce Lee Changed the World“. Und seine Witwe schreibt in ihrem Buch „Die Bruce-Lee-Story“: „Er war der erste orientalische Superstar, der die Brücke über die Kluft zwischen Ost und West schlagen konnte.“ Er habe ein Gegengewicht zu den – in westlichen Produktionen stereotyp-verzerrten – „chinesischen Figuren“ wie Charlie Chan und Dr. Fu Manchu geschaffen.
„Wir fühlten uns ihm verbunden“, berichtet der asiatische Kampfkünstler und Schauspieler Donnie Yen in der Dokumentation: „Denn er war der Erste, der sagte: ‚Ich bin Chinese. Ich habe gelbe Haut und ich kann tun, was jeder andere auch tun kann.’“
Vor Bruce Lee flatterten in den Hongkong-Produktionen Schwert schwingende kostümierte Kämpfer vor historischen Kulissen durch die Lüfte. Lee, der täglich mehrere Stunden trainierte und in den USA mehrere Kung-Fu-Schulen gründete, setzte hingegen auf Realismus: Er verzichtete bei den Kampfszenen auf Spezial-Effekte und ließ sie in einer realen Welt austragen. Seine Filmgegner waren keine reinen Schauspieler oder Stuntmen, sondern internationale Kampfkunstmeister.
Kung Fu sei sowohl Körperertüchtigung, geistiges Training als auch eine Art zu leben, schrieb Bruce Lee. Er entwickelte aus mehreren Kampfstilen seinen auf Effizienz getrimmten Stil „Jeet Kune Do“.
Geboren wurde er 1940 als Lee Jun Fan im Chinese Hospital in San Francisco. Sein Vater, ein Schauspieler der kantonesischen Oper in Hongkong, war gerade mit Familie auf USA-Tournee. Als Kind und Jugendlicher spielte der Schauspieler, der auch ein versierter Tänzer war, in Hongkong bereits in rund 20 Filmen mit.
Durchbruch in Hongkong
In den USA studierte er Philosophie und Psychologie. Geld zum Leben verdiente er sich mit Kung-Fu-Unterricht. Dort lernte er auch seine spätere Frau Linda Emery kennen. Unter seinen Schülern waren Filmgrößen wie Steve McQueen, James Garner oder der Regisseur Roman Polanski.
Lee spielte auch in Filmen mit, erhielt aber nur Nebenrollen. Als nicht er, sondern der US-Schauspieler David Carradine die Hauptrolle in der US-Fernsehserie „Kung Fu“ (1972-75) bekam, beschloss Lee, seine Filmkarriere von Hongkong aus voranzubringen.
Tatsächlich brach schon der erste Kung-Fu-Film in Hongkong mit Lee in der Hauptrolle alle Rekorde. Nach dem dritten Mega-Erfolg in Asien, „Way of the Dragon“ („Die Todeskralle schlägt wieder zu“), gelang es ihm schließlich, für seine nächsten Filmprojekte Hollywood-Studios zu gewinnen. Mittlerweile spielte er nicht nur die Hauptrolle, sondern war auch Drehbuchautor, Regisseur und Produzent.
Der Kult nach dem Tod
Zur Totenfeier in Hongkong säumten mehr als 12.000 Fans die Straßen. Bei der Beisetzung im US-amerikanischen Seattle trugen die Hollywood-Stars Steve McQueen und James Coburn Lees Sarg. Im Jahr 1993, 20 Jahre nach seinem Tod, erhielt er einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.
Der Hype um Bruce Lee nahm nach seinem Tod groteske Züge an: Durch mehr als 100 angebliche Lee-Filme prügelten sich Doppelgänger mit Namen wie Bruce Li, Bruce Lai, Bruce Le oder Dragon Lee. 1978 kam der von Bruce Lee unvollendete Film „Game of Death“ („Mein letzter Kampf“) in die Kinos, für den Lee nur einige der Kampfszenen gedreht hatte. Für die Handlung wurden Szenen mit ihm aus früheren Filmen hineingeschnitten oder von Doubles gespielt.