Im Jahr 1519 schuf Lucas Cranach d.Ä. für den Marienaltar des spätromanischen Westchors im Naumburger Dom ein dreiflügeliges Altarretabel. Das Mittelteil mit der Mutter Gottes und Kind wurde aber 1541 bei einer bilderfeindlichen Aktion zerstört.
Erhalten blieben die beiden großformatigen Seitenflügel mit der porträthaften Darstellung der beiden Stifterbischöfe und verschiedener Heiliger. Sie waren fortan im Domschatzgewölbe des Naumburger Doms zu sehen, der 2018 in die Liste der Unesco-Welterbestätten aufgenommen wurde.
Nach mehr als 500 Jahren wurden die beiden originalen Cranach-Flügel im Auftrag der Vereinigten Domstifter um ein vom Leipziger Künstler Michael Triegel neu geschaffenes Mittelteil ergänzt. Mit Unterbrechungen ist der Altar seit Ende 2023 erneut im Westchor des Doms zu sehen. Nach Ansicht des Internationalen Rates für Denkmalpflege Icomos verdeckt er aber die berühmten Stifterfiguren um Uta von Naumburg und Markgraf Ekkehard II. von Meißen und beeinträchtigt die Sichtachse des Sakralbaus. In der Folge wurde die Aberkennung des Welterbetitels diskutiert. Während der nun zweijährigen Ausleihe nach Rom soll eine einvernehmliche Lösung für den Altar gefunden werden.