Der Blick Jesu

Über den Zöllner Zachäus schreibt Mechthild Koropka. Sie ist Pastorin in Prohn bei Stralsund.

Analogicus / Pixabay

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter, denn ich muss heute in dein Haus einkehren.“aus Lukas 19, 1-10

Ich drängle mich durch die Menschenmassen. Reihe um Reihe – vorsichtig immer weiter nach vorn. Und bald kann ich schon die Absperrung sehen. Ja, die vorderste Reihe ist nicht mehr weit.

Aber immerhin habe ich schon eine gute Sichtweite. Bin mittendrin im Geschehen – bei Festumzügen, bei Sportveranstaltungen, beim Empfang von Prominenten. Aber manches kann ich auch nicht sehen aus dieser 4. oder 5. Reihe.

Der Zöllner Zachäus war schlauer. Er kletterte auf einen Maulbeeraum und wühlte sich nicht durch die Menge. Sein Ziel war klar: Er möchte Jesus sehen, von dem in Jericho gerade alle sprechen. Er will dabei sein, wenn Jesus durch seinen Ort zieht. Oder hatte er sogar gehofft, einen Blick von ihm erhaschen zu können?

Schon von weitem kann Zachäus das Geschehen beobachten. Dichter und dichter kommt Jesus heran – und bleibt plötzlich am Fuß des Baums stehen. Er richtet seine Augen nach oben – ihre Blicke treffen sich.

Woher kannte Jesus diesen Mann?

Welcher Ausdruck lag in ihnen? War der Blick Jesu sanft? Durchdringend, fast stechend? Oder waren es Blicke voller Offenheit und Erwartung? Zachäus soll sich beeilen, vom Baum herunterzukommen.

„Ich muss heute in dein Haus einkehren“, hört er Jesus sagen. Woher kennt Jesus diesen Mann und seinen Namen? Sind die beiden sich schon einmal begegnet? War die Arbeitsweise dieses Oberzöllners bereits Stadtgespräch?

Ins Herz getroffen

Oder ahnte Jesus schon an den Blicken seines Gegenübers, dass Zachäus etwas bewegte, was er einem anderen erzählen wollte? Endlich die Last des Betrügers ablegen, weil er doch selbst längst wusste: Das Geld in meiner Tasche habe ich mit unrechten Mitteln erworben.

Jesus Blick trifft in die Augen und ins Herz von Zachäus. Danach wird er sein Leben verändern. Denn inmitten der Menge ist ihm klar geworden: Jesus hat mich erkannt, wahrgenommen und angenommen.

Unsere Autorin
Mechthild Koropka ist Pastorin in Prohn bei Stralsund.

Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.