Der afghanischen Exil-Universität fehlen die Mittel

Junge afghanische Studierende, die über das Internet ihren Abschluss machen. Das ist die Idee der Exil-Universität. Das Interesse ist groß, es fehlt nur eines: Geld.

Aus aller Welt können sich Studierende via Internet zuschalten (Symbolbild)
Aus aller Welt können sich Studierende via Internet zuschalten (Symbolbild)Imago / YAY Images

Die von afghanischen Wissenschaftlern und deutschen Experten geplante Exil-Online-Universität für Afghanen erhält viele Studienanfragen. Seit der Gründungskonferenz in Frankfurt am Main im Dezember 2021 hätten Hunderte von jungen Afghanen ihr Interesse bekundet, sagte der Initiator, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Komitees des internationalen Wissenschaftsnetzwerks World University Service (WUS) in Wiesbaden, Kambiz Ghawami, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

„Es vergeht fast kein Tag, an der wir nicht von Studentinnen und Studenten aus Afghanistan oder den Flüchtlingscamps in Pakistan und anderen Aufnahmeländer Anfragen bekommen, wann der Lehrbetrieb startet“, sagte Ghawami. „Ebenso von vielen afghanischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich gerne in der Lehre und Forschung an dieser Afghanistan Online University engagieren möchten.“ Das Konzept und das Personal von 75 afghanischen Hochschullehrern und -lehrerinnen stünden bereit, es fehle nur noch das Geld.

Welche Fächer im Fokus sind

Für die Betreuung der vorgesehenen 5.000 Studienplätze werden nach Ghawamis Angaben jährlich 30 Millionen Euro benötigt. Das Europäische Parlament habe im vergangenen April die EU-Kommission zu einer Unterstützung aufgefordert, aber bisher ohne Folgen. Die Bundesregierung unterstütze zwar Grundschulen in Afghanistan, aber für die Hochschule gebe es keine Zusage. Die USA stellten überhaupt keine Mittel für Afghanen bereit. „Wir könnten jederzeit mit der Universität in Betrieb gehen, wenn es eine Finanzierung gäbe“, sagte Ghawami.

Die geplante Online-Universität soll nach den Worten des Initiators Studienplätze vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften wie Politologie, Philosophie, Wirtschaft oder Journalistik anbieten, die von der Talibanregierung verboten worden seien. In Afghanistan könnten nur noch technische Fächer und islamische Lehre nach der Interpretation der Taliban studiert werden. Weil viele Lehrkräfte das Land verlassen hätten, gebe es dort kein wissenschaftliches Niveau mehr. Die Online-Universität könne jungen Afghanen eine Zukunftsperspektive geben – und damit auch einem demokratisch orientierten Afghanistan nach der Zeit der Taliban.

Seit der Machtübernahme vor knapp eineinhalb Jahren haben die Taliban den Zugang zur Bildung vor allem für Frauen und Mädchen stark eingeschränkt. Zuletzt sorgte die Entscheidung der Islamisten vom Dienstag, Frauen den Besuch von Universitäten zu verbieten, international für Kritik.