Der 5000. Stolperstein gilt einem Baby

Seit 15 Jahren werden in Hamburg die kleinen Gedenksteine für Nazi-Opfer verlegt – auch beim 5.000. Mal eine bewegende Zeremonie.

Bei Verlegung des Stolpersteins (v.l.): Gunter Demnig, Peter Hess, Peggy Parnass und Carola Veit
Bei Verlegung des Stolpersteins (v.l.): Gunter Demnig, Peter Hess, Peggy Parnass und Carola VeitBirge-Dorothea Pelz

Hamburg. In Hamburg ist der 5.000. Stolperstein durch den Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt worden. Am Valentinskamp 46 in der Altstadt erinnern Stolpersteine an die vierköpfige Familie Feldheim, die im Juli 1942 nach Auschwitz deportiert wurde. Der 5000. Stein wurde jetzt für das jüngste Familienmitglied verlegt, die 1942 erst 18 Monate alte Bela. Ella Feldheim und ihre Töchter wurden später in Ausschwitz ermordet. Der erste Stolperstein in Hamburg wurde vor 15 Jahren verlegt.
Nach den Worten von Peter Hess, Organisator der Stolpersteininitiative in Hamburg, wird hier die Skrupellosigkeit der Vernichtung besonders deutlich: "Die Nazis machten auch nicht vor Schwangeren und Babys halt."

Überlebende sichtlich gerührt

Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) betonte die Notwendigkeit, Erinnerungen lebendig zu halten. "Geschichte kann sich nur wiederholen, wenn man nichts aus ihr lernt." Zugleich sei sie heute "stolz, froh und glücklich" über die 5.000 "Denkmälersteine" in Hamburg. Den 5000. Stein für ein Baby zu verlegen, mache den Tag zu einem "stillen Jubiläum". 
Sichtlich gerührt nahm auch die Schriftstellerin Peggy Parnass, Überlebende des Holocausts, an der Einweihung der Steine teil. Sie dankte Demnig für sein aufopferungsvolles Engagement. Er gebe den Hinterbliebenen einen Ort des Gedenkens, denn "wir haben keine Gräber".
Demnig betonte, er mache die Aktion "für die Jugend". Auch nach 15 Jahren und 57.000 Steinen in 20 Ländern sei die Arbeit für ihn keine Routine geworden. Jedes Schicksal gehe ihm nahe. Motiviert werde er durch die vielen guten Reaktionen von Angehörigen der Ermordeten. Manch einer habe zu ihm gesagt: "Jetzt kann ich wieder nach Deutschland kommen."

Steine am letzten frei gewählten Wohnort

Die Stolpersteine erinnern an Opfer des Nationalsozialismus wie jüdische Bürger, politisch Verfolgte oder Euthanasie-Opfer. Jeder Stolperstein ist einem ermordeten Menschen gewidmet. Auf den zehn mal zehn Zentimeter großen Steinen sind kleine Messingplatten mit den Namen und Lebensdaten der Opfer angebracht. Sie werden vor dem letzten frei gewählten Wohnort in das Pflaster des Gehweges eingelassen. (epd)