Denis Scheck: Hälfte der Literaturpreise kann man einstampfen

Er ist bekannt als Moderator der ARD-Büchersendung “Druckfrisch”: Denis Scheck. In einem Interview kritisiert er nun, in seiner Branche würden zu viele Preise vergeben – und fordert Schamesröte von Bürgermeistern.

Im Literaturbereich gibt es nach Meinung des Kritikers Denis Scheck (59) zu viele Preise und Auszeichnungen. Auf die Frage “Deutschland ist das Land der Literaturpreise – mehr als 1000. Zu viele?” sagte Scheck der “Augsburger Allgemeinen” (Mittwoch): “Wegen mir kann man davon gern die Hälfte einstampfen – aber nur unter der Voraussetzung, dass mit den Preisgeldern der eingesparten die der anderen kräftig aufgestockt werden.”

Scheck fügte hinzu: “Es ist ja mitunter eine glatte Unverschämtheit, dass da ‘Literaturpreise’ von Bürgermeistern verliehen werden, deren Bruttomonatsgehalt die Dotierung der von ihnen verliehenen Preise teilweise um das x-Fache übersteigt. Die Schamesröte müsste den Herren und Damen ins Gesicht steigen!”

Davon abgesehen habe er gleichwohl Ideen für neue Ehrungen, ergänzte Scheck: “Ein ‘Martin-Walser-Preis-für-das-offene-Wort’ würde wahrscheinlich gut in die Zeit passen. Vielleicht wäre es aber auch Zeit für einen Billy-Wilder-Preis. Der sagte nämlich mal: ‘Preise sind wie Hämorrhoiden. Früher oder später bekommt jeder Arsch welche.'”

Zum Thema Identitätspolitik sagte der Moderator der ARD-Literatursendung “Druckfrisch”: “Mich tröstet über solche Kapriolen des Zeitgeists das schöne mexikanische Sprichwort ‘Sitze auf der Schwelle deines Hauses und warte, bis man die Leichen deiner Feinde an dir vorüberträgt.’ Ich denke, jede Mode bringt ganz unabhängig von ihrer Berechtigung immer auch die eigene Karikatur hervor. Und da habe ich in unserer Gegenwart echt viel zu lachen.”