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Dem Kind einen Namen geben: Trends aus der Bibel

Noah, Elias, Maria – viele beliebte Babynamen stammen aus der Bibel. Doch nicht jeder eignet sich für deutsche Ohren. Warum Waschti oder Judas kaum Chancen haben.

Prognosen zufolge bleibt Noah auch 2025 der beliebteste Jungen-Name in Deutschland
Prognosen zufolge bleibt Noah auch 2025 der beliebteste Jungen-Name in DeutschlandImago / Steinach

Melodisch soll er sein, nicht zu kurz, nicht zu lang, möglichst zeitlos und leicht zu buchstabieren: Die Wahl des Vornamens für ein Kind wird von Eltern wohlüberlegt. Es kursieren unzählige Seiten im Internet, auf denen die „Top 100“ der beliebtesten Namen aufgelistet sind. Ganz vorne mit dabei sind derzeit für Jungen Levi, Elias und Paul. Bei den Mädchen liegen Anna, Sara und Maria im Trend. Was angesichts steigender Kirchenaustrittszahlen überrascht: Bei den meisten handelt es sich um Namen aus der Bibel.

So hat auch der absolute Anführer der Hitlisten einen Namensvetter im Alten Testament. Nach der Statistik des Ahrensburger Hobby-Namensforschers Knud Bielefeld ist Noah seit 2022 der Trendname Nummer 1 für Jungs in Deutschland. Ob die Geschichte über den frommen Mann mit der Arche zu seiner Beliebtheit beiträgt? Schon möglich. „Tatsächlich aber wurde der Name Noah populär, als vor über 20 Jahren der Tennisspieler Boris Becker seinen Sohn Noah nannte“, sagt Bielefeld, der seit 2005 eine jährliche Vornamensstatistik erstellt und dafür rund 240.000 Geburtsmeldungen aus ganz Deutschland auswertet.

Biblische Namen verbinden Tradition mit modernem Klang

Außerdem passt Noah perfekt in den derzeitigen Trend: Beliebt sind seit einigen Jahren Vornamen, die keine anderen Konsonanten haben als l, m und n, aber dafür zwei aufeinander treffende Vokale in verschiedenen Silben. Dazu gehört auch der Mädchenname Emilia, der mit Noah im vergangenen Jahr den Spitzenplatz belegte. Auch Josef, der in den 1970er Jahren aus der Mode kam, wird wieder beliebt. „In Bayern gab es die ganze Zeit Babys, die Josef hießen. Seit der Jahrtausendwende ist er aber wieder richtig im Kommen, gerade belegt er den 150. Platz.“

Eltern entscheiden sich oft unbewusst für christliche Namen
Eltern entscheiden sich oft unbewusst für christliche NamenImago / MiS

Christliche Namen haben eine jahrhundertealte Tradition. Besonders in den USA sind alttestamentarische Namen wie Daniel und Elias schon lange verbreitet. Über den popkulturellen Einfluss von amerikanischen Schauspielern und Musikerinnen schwappen sie über den Atlantik. Mit der in den 1990er Jahren aufkommenden TV-Serie „Friends“ wurden in den USA immer mehr Mädchen Rachel getauft. „Der Name ist durch die Serie auch in Deutschland sehr bekannt geworden“, sagt Bielefeld. In Deutschland wurde er seit 2010 mindestens 500-mal vergeben. Rachel ist hebräischer Herkunft und bedeutet „Mutterschaf“.

Biblische Namen und ihre oft vergessene Bedeutung

Bielefeld glaubt, dass vielen Eltern die religiöse Bedeutung von manchen Namen nicht bewusst ist. Jakob beispielsweise ist seinen Aufzeichnungen zufolge gerade sehr populär bei Eltern. „Seit ich weiß, welche Straftaten Jakob im Alten Testament begangen hat, würde ich mein Kind nicht nach ihm benennen.“

Umgekehrt gibt es auch Charaktere aus der Bibel, deren Namen es bislang nicht in die Hitliste geschafft haben. Bielefeld postet regelmäßig einige davon auf seinem Instagram-Kanal. Dazu gehören Orpa, Abihu, Mischma und Waschti. Abihu und Mischma räumt Bielefeld durchaus noch Chancen auf die Top 100 ein: „Abihu ist vokalreich und hat einen guten Klang.“ Mischma sei nah dran an „Mischa“ und könnte damit auch ein Renner werden.

Warum manche biblische Namen in Deutschland unbeliebt sind

Eine tragische Rolle spielt dagegen Waschti, die im Buch Esther die mutige und schöne Frau des persischen Königs ist. Sie widersetzt sich dem Befehl, auf einer feucht-fröhlichen Feier ihre Schönheit zur Schau zu stellen. „Der Name klingt zu lustig, erinnert zu sehr an Waschtisch und Watschen, der hat in Deutschland keine Chance“, glaubt Bielefeld. Auch Judas ist als Verräter von Jesus ein abschreckendes Beispiel. Bielefeld: „Viele denken sogar, dass es in Deutschland verboten sei, seine Kinder Judas oder Kain zu nennen. Das ist aber ein Gerücht.“