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Debatte um Waffenbesitz nach tödlichen Schüssen auf Schulkinder

Die Sicherheitsbehörden ermitteln wegen eines “anti-katholischen Hassverbrechens”. Erzbischof und Bürgermeister fordern eine Debatte über den Waffenbesitz in den USA.

. Die Menschen haben Kerzen mitgebracht, aus den Lautsprechern ist das Lied “Bridge over Troubled Water” vom Duo Simon & Garfunkel zu hören. Bürgermeister Jacob Frey versucht, vor Tausenden von Menschen bei einer Mahnwache in einem Park im Stadtzentrum von Minneapolis Worte für das Geschehene zu finden: “Wir sind eine Stadt, die in Trauer vereint ist. Lasst uns den nächsten Schritt tun, um eine Stadt zu sein, die in Taten vereint ist. Lasst euch von niemandem einreden, dass es nicht um die Waffen geht, denn das tut es”, sagte Frey laut einem Bericht der “New York Times”.

Gegen 08.30 Uhr am Mittwochmorgen (Ortszeit) fielen die Schüsse. Der mutmaßliche Täter Robin W. (23) zielte wahllos, aber trotzdem gezielt durch die Fenster der Kirche der Annunciation Catholic School in Minneapolis. Zwei Schulkinder im Alter von acht und zehn Jahren starben; 17 weitere Menschen, darunter 14 Kinder, wurden zum Teil schwer verletzt.

FBI-Direktor Kash Patel sprach von einem männlichen Täter. In den Gerichtsunterlagen wurde allerdings eine Namensänderung für Robin W. (23) beantragt. Dort heißt es laut US-Medien, dass Robin sich als weiblich identifiziert habe. Über die Motivation des Schützen ist bislang wenig bekannt, laut Berichten ermitteln die Behörden in Richtung eines “anti-katholischen Hassverbrechens”. Der mutmaßliche Täter, der sich offenbar nach der Tat selbst erschoss, soll früher selbst Schüler der betroffenen katholischen Schule gewesen sein.

Am Abend versammelten sich Hunderte Katholiken auf Einladung des Erzbistums von Minneapolis und St. Paul spontan in der Academy of Holy Angels in Richfield. Erzbischof Bernard Hebda erklärte kurz zuvor: “Mein Herz ist gebrochen, wenn ich an die Schüler, Lehrer, Geistlichen und Gemeindemitglieder denke und an das Grauen, das sie in einer Kirche erlebt haben, einem Ort, an dem wir uns sicher fühlen sollten.”

Dass sich die Tragödie nur einen Tag nach der tragischen Schießerei in der Nähe der Cristo Rey High School ereignet habe, verstärke den Schmerz und die Wut, die in Gemeinden herrschten, so der Erzbischof. Er schloss sich damit der Debatte über die Waffengesetze in den USA an: “Wir müssen der Waffengewalt ein Ende setzen. Unsere Gemeinde ist zu Recht empört über solche schrecklichen Gewalttaten, die gegen Schutzlose und Unschuldige verübt werden. Sie sind viel zu alltäglich.”

Die Stimmung bei der Mahnwache am Abend schwankte zwischen Entsetzen und Fassungslosigkeit. Vor allem das Alter der jungen Todesopfer macht vielen Menschen zusätzlich zu schaffen: “Das war für mich am schwersten zu hören. Die Kirche sollte doch der Ort sein, an dem jeder akzeptiert wird”, sagte eine junge Teilnehmerin dem Sender NBC.

Papst Leo XIV., der selbst aus den USA stammt, versprach den Opfern sein Gebet. Er sei allen nahe, die von dieser “schrecklichen Tragödie” betroffen seien, “insbesondere den Familien, die den Verlust eines Kindes zu beklagen haben”, hieß es in einem vom Vatikan veröffentlichten Telegramm an den Erzbischof von Minneapolis. US-Präsident Donald Trump sprach von einem “sinnlosen Akt der Gewalt”. Er ordnete für alle öffentlichen Gebäude Trauerbeflaggung am kommenden Sonntag an.

Die Tat erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem in den USA eine Debatte über die Sicherheit in den Großstädten tobt. Trump rief jüngst die Nationalgarde in der Hauptstadt Washington zur Hilfe, um der Kriminalität Herr zu werden. Die Maßnahme ist allerdings umstritten, denn Washington erlebte zuletzt einen Rückgang der Kriminalitätsrate.

Bleibt die Frage nach der Motivation des Täters. Der hatte nach bislang vorliegenden Erkenntnissen keine umfangreiche kriminelle Vergangenheit und soll allein gehandelt haben.