Das Wohnzimmer Gottes steht in Bremerhaven

Die “Kirchenrebellen” Maximilian Bode und Christopher Schlicht haben in Bremerhaven eine Zuhausekirche mit Online-Community gemacht. Jetzt ist Bode allein und plant die Zukunft seiner Kirche.

Pastor Maximilian Bode will seine Kirche in Bremerhaven-Grünhofe zum Zuhause für alle machen.
Pastor Maximilian Bode will seine Kirche in Bremerhaven-Grünhofe zum Zuhause für alle machen.privat

In der Emmausgemeinde in Bremerhaven sitzen Besucher im Wohnzimmer Gottes: Vor drei Jahren sind die Pastoren Maximilian Bode und Christopher Schlicht gemeinsam angetreten, um eine Vorstellung von Kirche umzusetzen, die so nahbar ist wie das eigene Zuhause.

„Wir haben uns damals überlegt, wie wir ein heimeliges, gemütliches Gefühl in den Gottesdienst bringen“, sagt Bode. „Im Viertel gibt es viele Menschen, die kein wirkliches Zuhause haben.“ Soziale Bedingungen, Flüchtlingsgeschichte – für alle in der Gemeinde solle das Konzept ein Ersatzzuhause schaffen, so Bode.

Zur Begrüßung ein Getränk

Deshalb gibt es eine Sitzecke im Kirchenvorraum, und der Pastor begrüßt seine Besucher mit der Frage, was sie trinken möchten. „Das mache ich so wie zu Hause auch“, sagt Maximilian Bode. „Darüber kommt man schnell mit Menschen ins Gespräch.“ Unterstützt wird er von professionellen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden. „Das Zuhause sind die Menschen, die mitmachen.“

Seit Kurzem ist Bode allein, denn Christopher Schlicht hat in Hannover die Gospelkirche übernommen. Er will dort die bisherigen Ansätze im neuen Rahmen erproben. Bode bleibt in Bremerhaven und baut das, was die beiden als Duo gestartet haben, allein weiter aus.

„In den gemeinsamen drei Jahren haben Chris und ich ein Konzept aufgebaut, auf das ich jetzt zurückgreifen kann“, erklärt Bode. „Es fing gerade an, etwas gemütlich zu werden“, erläutert er, „da kommt der Alleingang als neue Herausforderung gerade richtig.“ Er mag eine gute Challenge, sagt er.

Viele Zuschauer bei Online-Gottesdiensten

Eine Sache, die Pastor Bode ausprobieren möchte, sind neuartige Konzerte in der Kirche. „Wir haben früher schon regionale Bands ins Gotteshaus geholt, vor allem für Worship-Musik“, sagt er. „Jetzt soll auch Popmusik zu Gehör gebracht werden, da will ich das kleine Quäntchen Gott in den Texten finden.“

Die Entscheidung zum Wechsel von Schlicht haben sie gemeinsam getroffen, ohne Streit. „Derzeit kann ich von dem profitieren, was wir gemeinsam aufgebaut haben, und die Früchte ernten. Es gibt eine Taktik und eine Routine, auf die ich zurückgreifen kann.“

Ein wichtiger Teil der Zuhausekirche ist das Online-Angebot „zuhausekirche.de“, mit dem der Gottesdienst zu den Menschen gebracht werden soll. Jeden Sonntag um 17 Uhr gibt es dort einen Live­stream vom Worship-Gottesdienst aus der Petruskirche. Der wird mit Geplauder und Bemerkungen zum Alltag begleitet und schafft auf diese Weise leichten Zugang zur kirchlichen Botschaft.

Community-Treffen an Pfingsten geplant

Auf dem Youtube-Kanal der Emmaus-Gemeinde werden zudem regelmäßig Andachten und Aufnahmen von Predigten und Gottesdiensten veröffentlicht. Er wird von vielen Menschen geschaut, auch weit über die Gemeinde hinaus. Das verbindet auch in der echten Welt: „Wir haben 2023 schon einmal ein Community-Date als reales Treffen für diejenigen angeboten, die sich bislang nur online mit ihren Chatnamen kannten“, sagt Bode, „das will ich um Pfingsten herum noch einmal initiieren.“

Erstaunt hat ihn, wie groß die Vertrautheit von Beginn an war, obwohl man sich zum ersten Mal wirklich getroffen hatte. Dabei ist doch genau das sein Ziel: Ein Zuhause zu bieten und Gott zu den Menschen zu bringen, egal wo.