Der Nikolaus ist seit Jahrhunderten einer der beliebtesten christlichen Volksheiligen. Er wird wegen seines vorbildlichen Lebens und seiner Wohltätigkeit verehrt. Im dritten und vierten Jahrhundert gab es tatsächlich einen Bischof Nikolaus in Myra, an der Mittelmeerküste der heutigen Türkei. Er soll an einem 6. Dezember gestorben sein, vermutlich im Jahr 343. Außerdem lebte im sechsten Jahrhundert Abt Nikolaus von Sion im kleinasiatischen Lykien. Beide Lebensgeschichten sind wohl miteinander verschmolzen.
Zahlreiche Legenden ranken sich um den Nikolaus. Man erzählte sich, mit dem großen Vermögen, das ihm seine Eltern hinterlassen hätten, habe er Bedürftige unterstützt und Mädchen vor der Prostitution bewahrt. Nikolaus soll zudem unschuldig Verurteilte gerettet und eine Hungersnot abgewendet haben. Ein Traum habe die Bischöfe der Provinz bewogen, den angesehenen Nikolaus zum Oberhirten der Provinzhauptstadt Myra zu wählen. Das lässt sich nicht beweisen, ist aber wahrscheinlich, wie Historiker sagen.
Der Kult um Nikolaus von Myra verbreitete sich spätestens ab dem sechsten Jahrhundert schnell in der ganzen Christenheit. In der Ostkirche hieß er „Retter der Welt“ oder „Engel auf Erden“. Für die Zeit um 1500 zählen Historiker bereits mehr als 2.000 Nikolaus-Kirchen, -Kapellen, -Hospitäler und -Klöster in Europa. Im Mittelalter wurde St. Nikolaus zum Nothelfer für Schüler, Liebende und Heiratswillige. Seefahrern galt er als Patron und Helfer bei Gefahren. In mehreren Ländern und Regionen, darunter Kroatien, Serbien, Russland, Süditalien und Lothringen wird er als Nationalheiliger verehrt.
Aus den Legenden schälte sich das Bild eines ungewöhnlich menschenfreundlichen, volksnahen und gütigen Kirchenmannes heraus. Sein Gedenktag ist der 6. Dezember, der vor allem bei Kindern sehr beliebt ist. Laut Brauchtum kommt der Nikolaus in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember in die Häuser und Wohnung und hinterlässt Geschenken in den Schuhen, die die Kinder bereitgestellt haben. Die früher übliche Erzählung, dass er die „bösen“ Kinder bestraft, ist in den vergangenen Jahren in den Hintergrund gerückt. Daran erinnern noch die Schreckgestalten wie Knecht Ruprecht, Krampus oder Klausen, die den Nikolaus traditionell begleiteten. (3641/02.11.2025)