Das Stichwort: Gedenkstätte Hoheneck

Die Gedenkstätte Hoheneck soll im ehemaligen zentralen DDR-Frauengefängnis an politische Repression und Verfolgung erinnern. Die ab August für Besucherinnen und Besucher geöffnete Dauerausstellung im sächsischen Stollberg erzählt auch von den Haftbedingungen und der Haftarbeit. Unter meist unmenschlichen Bedingungen und im Dreischichtsystem mussten die gefangenen Frauen Textilien für den Export der DDR in den Westen herstellen, darunter Bettwäsche und Feinstrumpfhosen.

Schloss Hoheneck wurde im 16. Jahrhundert auf den Grundmauern eines Jagdschlosses errichtet. Die Gefängnisgeschichte begann 1862 mit der Eröffnung als „Sächsisches Weiberzuchthaus“. Zeitweise waren in Hoheneck auch Männer inhaftiert. In der DDR wurde das Areal zum größten ostdeutschen Frauengefängnis ausgebaut. Etwa 40 Prozent der Insassinnen waren aus politischen Gründen inhaftiert.

Die „Politischen“ saßen in Hoheneck oft mehrere Jahre, weil sie einen Ausreiseantrag gestellt oder einen Fluchtversuch in den Westen unternommen hatten. Ihnen wurden „versuchte Republikflucht“, „illegale Verbindungsaufnahme“ und „landesverräterische Agententätigkeit“ vorgeworfen. Der Name „Hoheneckerinnen“ wurde zum Synonym für die politische Verfolgung von Frauen in der DDR.

Zunächst verlegten 1950 die sowjetischen Militärtribunale mehr als 1.000 Frauen aus den Speziallagern in Bautzen und Sachsenhausen nach Hoheneck. Das für maximal 600 Häftlinge ausgelegte Zuchthaus wurde zum ersten Mal überbelegt. Später, im Mai 1974, saßen sogar mehr als 1.500 Frauen in Hoheneck.

In der 1970er Jahren verschärfte das SED-Regime die Haftbedingungen. Die „Politischen“ wurden zusammen mit Mörderinnen und anderen Kriminellen inhaftiert und von diesen zusätzlich schikaniert – bis zu 48 Frauen teilten sich eine Zelle. Vor allem über die Kinder und Familien wurde hoher psychischer Druck aufgebaut.

Zeitzeugen berichten von enormer Brutalität der Aufseherinnen und von Gewalt unter den Häftlingen. Privatsphäre gab es nicht. Selbst die Türen der Waschräume waren mit Spionen ausgestattet. Berichtet wird zudem aus den 1950er Jahren von einer Dunkel- und einer Wasserzelle.

Im Frühjahr 2001 wurde Hoheneck als Gefängnis geschlossen, danach stand es zunächst leer. 2003 erwarb der saarländische Immobilienmakler Bernhard Freiberger das Areal vom Land Sachsen. Sein Plan, ein Erlebnishotel mit „Gefängnisfrühstück“ aus dem früheren Unrechtsort zu machen, scheiterte unter anderem am Protest der Opferverbände.

Die Stadt Stollberg kaufte die Immobilie 2014 von dem Privateigentümer für rund 160.000 Euro. In das Gesamtareal zogen zunächst die Erlebniswelt „Phänomenia“ und das Kinder- und Jugendtheater „Burattino“ ein. Die Einrichtung der Gedenkstätte verzögerte sich aus verschiedenen Gründen über Jahre. Die Kosten von rund 1,4 Millionen Euro teilten sich vor allem Bund und Land Sachsen.