Das Stichwort: ForuM-Studie

Ein unabhängiges Forscherteam veröffentlicht an diesem Donnerstag eine Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche. Es ist die erste bundesweite Studie dieser Art. Sie wurde vom interdisziplinären Forschungsverbund „ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“ erstellt. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) fördert die Studie mit 3,6 Millionen Euro.

Die Untersuchung besteht aus fünf themenbezogenen Teilprojekten und einer Meta-Studie. Ziel war, eine empirische Grundlage für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in den 20 evangelischen Landeskirchen, der EKD und der Diakonie zu legen. Das Hauptaugenmerk lag auf der Frage, welche spezifisch evangelischen Strukturen und systemischen Bedingungen sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch begünstigen. Die Studie soll zudem die empirische Basis für weitere Aufarbeitungsschritte liefern. Betroffene waren zum Teil auch selbst als Co-Forschende beteiligt oder wurden zu ihren Erfahrungen interviewt.

Der Forschungsverbund wird koordiniert vom Hannoveraner Professor für Soziale Arbeit, Martin Wazlawik, der sich auf Kinder- und Jugendhilfe spezialisiert hat. An dem Forschungsverbund ForuM sind neben der Hochschule Hannover die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, die Bergische Universität Wuppertal, die Freie Universität Berlin, das Institut für Praxisforschung und Projektberatung München, das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim beteiligt.

Im wissenschaftlichen Beirat der Studie sitzen auch Vertreter der EKD und von Betroffenen. Für die EKD wirkt unter anderen die kommissarische Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs in dem Gremium mit, die im November nach dem Rücktritt ihrer Vorgängerin Annette Kurschus an die Spitze der EKD rückte. Die Betroffenen sind vertreten durch Detlev Zander, Sprecher der Betroffenen im Beteiligungsforum in der EKD, sowie Katharina Kracht, die dem 2021 gescheiterten Betroffenenbeirat angehörte.

Anders als in der katholischen MHG-Studie, in der nur die verfasste Kirche und Kleriker als Täter im Blick waren, sind bei der evangelischen ForuM-Studie auch kirchliche Beschäftigte mit anderen Berufen in die Untersuchung eingeschlossen – ebenso wie der evangelische Sozialverband, die Diakonie, mit ihren zahlreichen Einrichtungen.