Flucht aus der Ukraine: Das „normale“ Leben in der Fremde

Seit zwei Jahren ist Krieg in der Ukraine. Und während an der Front gekämpft wird, ringen die nach Deutschland geflüchteten Ukrainer um Normalität. Eine vom ihnen ist Alona Lvova.

Alona Lvova hat sich in Hannover eingelebt
Alona Lvova hat sich in Hannover eingelebtPrivat

Zwei Jahre hinterlassen Spuren. „Das Leben geht weiter“, sagt die Ukrainerin Alona Lvova, die jetzt in Hannover lebt. Die Mutter zweier Kinder ist seit ihrer Flucht vor dem Krieg nicht tatenlos geblieben, sondern hat Kontakte geknüpft, Arbeit gefunden und sich ein neues Leben in der Fremde aufgebaut. „Ich bin stolz, dass ich das alles geschafft habe.“ Ein Stück weit habe sich ihr Leben in der Fremde wieder normalisiert, so die 45-Jährige – wenn da nicht die Sorge um ihren Mann und ihre Familienangehörigen wäre, die weiterhin in der Ukraine leben.

Doch wie fasst Alona Lvova Mut? „Es ist schwierig, aber ich versuche, mein Leben zu genießen“, sagt Lvova. Es gebe so viele schöne Dinge, die Mut machen und Hoffnung geben.

Als sie zusammen mit ihrem jüngeren Sohn aus der Ukraine geflohen ist, schien die Lage noch aussichtslos. Das kleine Geschäft für Bilderrahmen, das ihr und ihrem Mann gehörte, sei wenige Tage vor Kriegsbeginn ausgebrannt. Wenige Tage nach Kriegsbeginn sei sie dann mit ihrem jüngeren Sohn nach Thüringen geflohen, wo ihr älterer Sohn studiert. Doch dort sei es zu eng gewesen. Und so sei sie schließlich bei einer Freundin in Hannover untergekommen. Eine Ahnung, wie es weitergehen sollte, hatte Lvova nicht. Es sei fraglich gewesen, ob sie in Deutschland bleiben dürfe.

Nachts hat sie die Angst heimgesucht

Da sind es die kleinen schönen Dinge, die ihr Hoffnung machen. „Ich war oft mit meiner Freundin am Mittellandkanal spazieren“, schwärmt Lvova. Unterwegs habe sie den Blick in die Kleingärten mit ihren Blumen genossen. „Bei uns sind die Zäune höher, sodass man nichts sieht.“ Doch nachts habe sie Angst heimgesucht. „Ich konnte nicht schlafen und musste mich mit Baldrian beruhigen, weil ich um meine Familie bangte“, so Lvova, deren Mann in der Ukraine geblieben ist.

Erst zwei Monate nach ihrer Ankunft erlangte Lvova einen vorübergehenden Aufenthaltstitel. Sie half ehrenamtlich in einem Flüchtlingscafé an der Leibniz-Universität in Hannover und unterrichtete Deutsch. Mittlerweile engagiere sie sich beim Netzwerk für Ukraine-Flüchtlinge in Hannover, berichtet sie. Montags unterrichte sie Deutsch, freitags tausche sie sich mit anderen Ehrenamtlichen aus. „Ich habe hier viele Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Das ist wie eine Familie“, sagt Lvova, die ursprünglich Lehrerin für Englisch und Deutsch war. Als Vertreterin dieses Netzwerks soll sie am 24. Februar bei einem Benefizkonzert in der Marktkirche zugunsten der Ukraine-Hilfe auftreten.

Die kleinen schöne Dinge schenken ihr Hoffnung

Auch beruflich gab es in der Zwischenzeit gute Nachrichten für Alona Lvova. Zwar dürfe sie nicht als Lehrerin arbeiten. Aber nach einer entsprechenden Ausbildung verdiene sie ihr eigenes Geld als Interkulturelle Bildungsassistentin an einer Schule. „Ich bin eine Brücke zwischen den Kindern und ihren Eltern und der Schule“, so Lvova. Auch zur Integrationslotsin habe sie sich ausbilden lassen. Die Arbeit für andere bereite ihr Freude. „Dann ist mein Leben nicht umsonst.“

Zu einem Stück Normalität tragen auch Opernbesuche und Konzerte bei. Außerdem schätze sie die vielen Radwege in Hannover. „Das Leben und die vielen schönen Dinge schenken mir Hoffnung“, resümiert Lvova. Am liebsten würde sie in Deutschland bleiben. Ihr Aufenthaltstitel soll bis 2025 verlängert werden.