“Das Glas der Vernunft” an Carolin Emcke verliehen

Der Preis „Das Glas der Vernunft 2024“ ist am Sonntag im Staatstheater Kassel an die Autorin und Journalistin Carolin Emcke verliehen worden. „Carolin Emcke hat mit ihren Diskussionsbeiträgen den demokratischen Kompass besonnen ausgerichtet und das Rückgrat der Demokratie beharrlich aufgerichtet“, sagte Wilfried Sommer, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Preises, laut Pressemitteilung. Emcke begebe sich beim Schreiben „auf die Suche nach dem, was wahr ist“. Der jährlich vergebene Preis ist mit 20.000 Euro dotiert.

Emcke habe in ihrem gesamten Werk, den Büchern, Essays und Reportagen sich den Fragen von Gewalt und Entrechtung zugewandt, führte Sommer aus. Die Autorin suche „nach einer Sprache, die Hass und Gewalt etwas entgegensetzen kann, die Raum für Verständigung und Anerkennung öffnet“. Die Findungskommission des Preises habe bewegt, in welchem Maße die demokratische Gesellschaft in Deutschland derzeit auf dem Spiel stehe. Emcke plädiere für eine Gesellschaft, „in der wir uns nicht ähnlich sein müssen, in der wir verschieden sein dürfen, ohne uns die Menschlichkeit abzusprechen“.

Carolin Emcke studierte Philosophie, Politik und Geschichte und arbeitete von 1998 bis 2014 für den „Spiegel“ und „Die Zeit“ als Reporterin in internationalen Krisenregionen. Seit 2014 ist sie als Publizistin tätig, lebt in Berlin und schreibt über Themen wie Gewalt, Demokratiefeindlichkeit, Rassismus und Begehren. Emcke kuratiert und moderiert seit 20 Jahren den „Streitraum“ an der Schaubühne Berlin, seit 2023 den Podcast „In aller Ruhe“. Die Autorin wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Der Preis „Das Glas der Vernunft“ wurde 1990 von Kasseler Bürgern aus Anlass des Falls der DDR-Mauer gestiftet. Der Preis zeichnet Menschen aus, die sich besonders um die Ideale der Aufklärung, um Vernunft, Toleranz und die Überwindung ideologischer Schranken verdient machen. Preisträger waren unter anderen Hans-Dietrich Genscher, Joachim Gauck und Edward Snowden sowie zuletzt im Jahr 2023 die deutsch-iranische Journalistin Natalie Amiri.