„Das gemeinsam Erreichte feiern“

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Reformationstag in der evangelischen Nordkirche hat der katholische Hamburger Erzbischof Stefan Heße am 31. Oktober in Dettmannsdorf (Landkreis Vorpommern-Rügen) ein stark ökumenisches Grußwort gehalten. Die katholische und die evangelische Kirche müssten ihre wenigen vorhandenen Kräfte bündeln, sagte Heße. Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte der Erzbischof jetzt: Der Reformationstag sei ein Gedenktag, der heute von Katholiken und Lutheranern gemeinsam und versöhnt gefeiert werden könne.

epd: Sinkende Mitgliederzahlen und weniger Mitarbeitende – wie kann eine engere Zusammenarbeit von katholischen und evangelischen Gemeinden im Norden aussehen? Brauchen wir nur noch eine gemeinsame Kirche im Dorf? Und in Bezug auf den Gottesdienst: Wie steht es dann mit einem gemeinsamen Abendmahl?

Stefan Heße: Die gemeinsame Nutzung von Gebäuden ermöglicht neue Begegnungen und Beziehungen, auch Freundschaften. So wächst Ökumene „von unten“. Das gemeinsame Abendmahl ist eine andere Frage, die unser Glaubensverständnis tief prägt. Hier müssen wir die Verschiedenheit aushalten.

epd: Vielerorts im Norden gibt es schon eine gelebte Ökumene – was würden Sie noch weiter ausbauen oder enger vernetzen?

Heße: Häufig ist es die wichtigere Aufgabe, das Erreichte zu sichern. Ökumenische Gemeinschaft hängt an Menschen, die sich für sie engagieren. In der jungen Generation muss oftmals der Sinn für ökumenisches Engagement geweckt und gefördert werden. Und junge Menschen werden dann ihr eigenes Verständnis von Ökumene in die Praxis umsetzen. Ökumene sollte aus meiner Sicht eine „Ökumene auf dem Weg“ sein, die situativ Chancen ergreift.

epd: Noch ein Blick zurück auf den Reformationstag: Ein einschneidendes Ereignis für die katholische und die evangelische Kirche, allerdings auf unterschiedliche Weise. Wie meinten Sie in diesem Zusammenhang damit, dass wir diesen Tag gemeinsam feiern können? Was ist es, dass die katholische Kirche gut 500 Jahre später an der Reformation feiert?

Heße: Grund zur gemeinsamen Feier haben wir in der Gewissheit, dass unsere Unterschiede auch eine Fülle von Gaben enthalten. Feiern können wir heute auch das gemeinsam Erreichte. Und feiern können wir auch, dass wir trotz der vor 500 Jahren erfolgten Spaltung in vielen Bereichen gemeinsam unterwegs sind, gemeinsam Zeugnis ablegen für Jesus Christus.