Das Erste zeigt preisgekrönte Thriller-Reihe „Die Saat“

Deutschland, Norwegen und Brüssel sind die Schauplätze dieses sechsteiligen Politthrillers: Ein Agrarkonzern setzt alle Mittel ein, um sich eine Monopolstellung bei der weltweiten Saatgutbelieferung zu sichern.

Max Grosz (Heino Ferch) ist beunruhigt. Seit Tagen kann der Polizeibeamte seinen Neffen Viktor Vegener (Jonathan Berlin) nicht erreichen, der auf Spitzbergen für einen Artikel recherchiert. Die norwegische Polizei nimmt Grosz‘ Vermisstenanzeige nicht ernst, daher reist der Norddeutsche selbst in das Dorf nördlich des Polarzirkels, in dem sich Viktor zuletzt aufhielt. Gemeinsam mit der norwegischen Beamtin Thea Koren (Ingrid Bolso Berdal) findet er eine Spur. Sie führt in das hermetisch gesicherte Lager für das biologische Erbe der Erde. In großen Lagerhallen werden Samen aller Kulturpflanzen gesammelt. Viktor versuchte offenbar, dort einzudringen.

Die Suche nach dem jungen Journalisten und Umweltaktivisten ist einer der Handlungsstränge der Politthriller-Serie, die von Deutschland und Norwegen in die Brüsseler EU-Zentrale führt. Auf Wettbewerbskommissarin Jule Kronberg (Friederike Becht) wird erheblicher Druck ausgeübt, gegen ihre Überzeugung der Übernahme eines amerikanischen Agrarunternehmen durch dessen einzigen Konkurrenten aus Deutschland zuzustimmen. Der neue Riese hätte ein Monopol auf die weltweite Saatgutherstellung und verspricht ein Produkt, dass ohne Pestizide höhere Ernten bringt.

Die Vorlage für den spannenden Sechsteiler „Die Saat – Tödliche Macht“ stammt von Christian Jeltsch und Axel Hellstenius; die Überarbeitung übernahm Regisseur Alexander Diebach. Das Erste strahlt die jeweils 45-minütigen Folgen an zwei Tagen aus: Am Samstag, den 9. Dezember, ab 20.15 Uhr werden die Teile 1 bis 4 ausgestrahlt. Am Sonntag, den 10. Dezember, folgen die beiden abschließenden Teile ab 21.45 Uhr.

Während Grosz und Koren rätseln, ob Vegener noch am Leben ist, erfährt der Zuschauer, dass er einen Anschlag überlebte und von einem norwegischen Umweltaktivisten außer Landes gebracht wurde. Bei seinen Recherchen ist Vegener einem Skandal auf die Schliche gekommen. Wertvolle Samen, die der syrische Wissenschaftler Omar Said (Husam Chadat) aus Aleppo in Sicherheit brachte, könnten in Norwegen heimlich ausgetauscht worden sein.

In Brüssel wird Kronberg neue EU-Wettbewerbs-Kommissarin und gerät schnell von verschiedenen Seiten unter Druck. Ihr Vorgänger, der nach einem Zusammenbruch im Krankenhaus liegt, lässt verkünden, er hätte dem Zusammenschluss der beiden Konzerne zugestimmt, um die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern. Er vertraut dem Wort von Sven Benjamin, dem neuen CEO des skandalumwitterten Unternehmens BSG (Seumas Francis Sargent). Er steht für ein neues Image: Weg vom weltweiten Einsatz von Pestiziden, mit denen der Konzern reich wurde, hin zu umweltfreundlichen Produkten.

Zugleich steht Kronbergs Beziehung zu Kollegin Mel O’Connor (Rosemarie de Vaullee) durch ihr Engagement auf der Kippe. Die Irin hat ein Friedensabkommen für die Westsahara verhandelt. Voraussetzung ist, dass die Region das begehrte Saatgut des Konzernmultis erhält. Kronberg fühlt sich in der Zwickmühle. Hinter dem Druck auf sie und dem Anschlag auf Vegener steht der gewiefte Lobbyist Jon Hoffmann (Rainer Bock), der Mann fürs Grobe im Imperium von Sven Benjamin. Er hat eine Profikillerin (Laura de Boer) auf Vegener angesetzt, die sich an die Fersen von Grosz und Koren heftet, um ihn endgültig aus dem Weg zu räumen.

Im Zentrum der Filme bleiben stets Grosz und Koren, die sich der Wahrheit hinter Venegers Verschwinden annähern. Mit ihren Ermittlungen treiben sie das Handeln von Hoffmann an, der seinerseits auf die Gefahren für seinen Auftrag reagiert. Zugleich kämpft er gegen die Sturheit und Aufrichtigkeit Kronbergs, die sich nicht verbiegen lassen will. Die Handlungsstränge fügt der Regisseur zu einem Film zusammen, bei dem wie in einer gut geölten Maschine eine Rädchen ins andere greift.

Beim Festival de Television in Monte Carlo wurde der Sechsteiler mit zwei Goldenen Nymphen für das kreative Gesamtwerk und durch das Publikum ausgezeichnet. Die Ehrung ist verdient. Die Serie steht in der Tradition herausragender Politthriller, die brisante Themen publikumswirksam servieren. Sie bietet einen erhellenden Blick hinter die Kulissen des EU-Machtbetriebs.