Der heilige Stephanus gilt als erster bekannter Märtyrer der Christenheit. Der hellenistische Jude soll um das Jahr 40 vor den Toren Jerusalems wegen seines Bekenntnisses zu Jesus Christus zu Tode gesteinigt worden sein. An seinem Gedenktag, dem 26. Dezember, ruft die katholische Kirche auf, für verfolgte und bedrängte Christen zu beten. Jedes Jahr vor Ostern ermutigt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am zweiten Passionssonntag Reminiszere ihre Gemeinden, auf das Leiden von Christen in anderen Ländern aufmerksam zu machen.
„Auch heute gibt es verfolgte Christen. Mehr noch als in den ersten Jahrhunderten!“, betonte einmal Papst Franziskus. Berichte zur weltweiten Lage der Religionsfreiheit werden regelmäßig von internationalen Organisationen, Regierungen und aus dem Nichtregierungsbereich vorgelegt. Die verschiedenen Publikationen und Studien setzen unterschiedliche Schwerpunkte.
Am Mittwoch wurde der Weltverfolgungsindex von „Open Doors“ zum 31. Mal präsentiert. Wie das christliche Hilfswerk mit Sitz im hessischen Kelkheim erklärt, dokumentiert der Index seit 1993 die Verfolgung und Diskriminierung von Christen in 50 Ländern: „Unser Ziel ist es, Kirchen, Medien, Politik und Gesellschaft auf die Situation der bedrängten Kirche aufmerksam zu machen.“ Zudem sei der Index ein „Aufruf zum Gebet“ und zum Einsatz für die am stärksten unterdrückten Christen.
Der 2023 zum dritten Mal von katholischer Deutscher Bischofskonferenz und Evangelischer Kirche in Deutschland (EKD) vorgelegte Ökumenische Bericht zur Religionsfreiheit versteht sich als christliche Perspektive auf ein „universelles Menschenrecht“. Die Autoren betonen, dass die Religionsfreiheit immer im Zusammenhang mit den anderen Menschenrechten zu betrachten sei. Nicht nur die Situation der Religionsfreiheit in autoritären oder totalitären Staaten solle dargestellt werden, sondern auch in demokratischen Ländern wie Dänemark und Deutschland.
Die Religionsfreiheit stehe so stark wie lange nicht mehr unter Druck, wird in den Jahrbüchern 2022/2023 zur Religionsfreiheit und zur Verfolgung und Diskriminierung von Christen betont. Die regelmäßig erscheinenden Standardwerke werden von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) herausgegeben. Allein die Terroranschläge zu Weihnachten auf Christen in Nigeria mit rund 200 Toten bestätigten zum Jahresende erneut grausam, wie schlecht es um die Glaubensfreiheit zum Beispiel im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas bestellt ist, so der Menschenrechtsexperte Martin Lessenthin.
Seit 25 Jahren publiziert das US-Außenministerium Berichte zur Religionsfreiheit. Damit wolle man helfen, dass Religionsfreiheit „Realität wird für alle Menschen überall auf der Welt“, sagte US-Außenminister Antony Blinken bei der Vorstellung des Jahresberichts zur Religionsfreiheit 2022 Mitte Mai vergangenen Jahres in Washington. Obwohl die US-Regierung in Teilen der Welt zuletzt Fortschritte bei der Religionsfreiheit sah, äußerte Blinken jedoch auch Kritik und warf unter anderem China und Birma eine Verletzung des Menschenrechts auf freie Religionsausübung vor.
Auch die Bundesregierung legt regelmäßig einen Bericht zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit vor. Dieses sei ein „immer wieder missverstandenes Menschenrecht“, so Frank Schwabe, Bundesbeauftragter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Es gehe nicht um Ansprüche von Religionen, von Kirchen, von Institutionen, sondern um die Freiheit des einzelnen Menschen, seine Religion oder Weltanschauung zu bekennen, zu wechseln oder „eben auch keiner Religion oder Weltanschauung anzugehören“, so Schwabe im Vorwort zum Ende 2023 vorgelegten 3. Bericht für den Zeitraum der Jahre 2020 bis 2022.
Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ veröffentlichte Mitte vergangenen Jahres die Studie „Religionsfreiheit weltweit – Bericht 2023“. Darin werden rund 200 Länder auf den Status des Menschenrechts auf Religionsfreiheit analysiert. Laut der Studie gibt es in einem Drittel der Länder weltweit Diskriminierung oder Verfolgung aufgrund der Religion und Weltanschauung. Die 1947 gegründete Stiftung päpstlichen Rechts gab den Bericht zum 16. Mal heraus, er erscheint alle zwei Jahre. Danach hat sich die Situation in großen Nationen wie Indien, China und Pakistan verschlimmert, aber auch in zahlreichen afrikanischen Ländern.