Das Abenteuer seines Lebens

Von Bispingen aus hat sich Nicolai Welke auf den Weg gemacht: für eine „Wallfahrt“ rund um Deutschland. Eine der ersten Stationen: Eckernförde.

Station in Eckernförde: Pastor Dirk Homrighausen (re.) mit Nicolai Welke
Station in Eckernförde: Pastor Dirk Homrighausen (re.) mit Nicolai WelkeOlivia von Harlem

Eckernförde. Mit eineinhalb Stunden Verspätung steht Nicolai Welke mit seinem Koffer vor dem Pastorat in Eckernförde – Schienenersatzverkehr auf dem Weg von Flensburg hatte seinen Zeitplan durcheinandergebracht. Das sind wohl die Widrigkeiten einer langen Reise, und es braucht Gelassenheit und Idealismus, ihnen zu trotzen. Nicolai Welke ist ein solcher Idealist, das merkt man schnell. Bis zum 14. Mai soll seine „deutsche Wallfahrt“ dauern, bei der er 77 Kirchengemeinden zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen besuchen wird. Unterwegs ist er mit Bus, Bahn und zu Fuß.

In Eckernförde nimmt Pastor Dirk Homrighausen den „Grenzgänger“ in Empfang, lässt sich von den ersten Erfahrungen des Bispingers berichten. Seit zehn Tagen ist er unterwegs, war bereits in Stade, Wischhafen, Itzehoe, Heide, Husum, Niebüll, Flensburg und Padborg in Dänemark. Nicht alles lief wie geplant, mal brach das Quartier in einer Gemeinde weg, dann wirbelte der Sturm Zugverbindungen durcheinander. Doch positive Erfahrungen überwiegen: „Ich empfinde immer neu große Zufriedenheit, wenn ich ein Ziel erreicht habe“, sagt Nicolai Welke. Jeder Tag bringe ihm gute Gespräche und neue Begegnungen.

Spontane Begegnung

Auch in Eckernförde kommt es zu einer solchen spontanen Begegnung: Klaus Sälzer, Bürgermeisterkandidat in der Stadt, hat zeitgleich einen Termin im Pastorat, lässt sich von Welkes Anliegen berichten und unterstützt ihn darüber hinaus bei der Quartiersuche. Im weiteren Gespräch mit dem Pastor erkundigt sich Welke auch nach der Jugend­arbeit der Kirchengemeinde, denn dies ist eines seiner Anliegen: mit Jugendlichen über Sozialpolitik zu sprechen.

Der 52-Jährige ist zum einen als „Grenzgänger“ für den Sozialverband Deutschland (SoVD) unterwegs und möchte für mehr soziales Miteinander werben. Zum anderen eben besucht er Kirchengemeinden, um für den Glauben an Gott einzutreten und sie symbolisch mit dem „Staffelstab des Glaubens“ zu verbinden. Sein „Staffelstab des Glaubens“ ist ein Buch, in dem er Grußworte aus den besuchten Gemeinden sammelt. „Es soll ein Symbol sein für den Zusammenhalt der christlichen Gemeinschaft in schwierigen Zeiten“, sagt Welke.

Zehn Tage im künstlichen Koma

Nicolai Welke selbst hat erst durch eine existenzielle Lebenserfahrung zum Glauben gefunden. Vor 13 Jahren hatte er einen Schlaganfall, lag zehn Tage lang im künstlichen Koma und war dem Tod näher als dem Leben. Seitdem ist der gelernte Mess- und Regelmechaniker wegen einer Lähmung der linken Körperhälfte mit Spastik erwerbsunfähig. Doch er hat sich nie aufgegeben, hat gekämpft und nun mit seinem Grenzgang „das Abenteuer seines Lebens“ gestartet. „Ich bin ein Mensch, der die Ziele, die er anpeilt, dann auch verfolgt“, antwortet er auf die Frage Dirk Homrighausens, woher er die Kraft für diese Tour nehme. Und dass es guttue, nach der langen, bisweilen stressigen Planung nun wirklich unterwegs zu sein.

Gern trug Dirk Homrighausen den Gruß seiner Gemeinde in den „Staffelstab des Glaubens“ ein, würdigte das Unternehmen Nicolai Welkes. Im Glauben erscheine das Motiv des Weges immer wieder, und Welke sei auf einem guten Weg. „Sie verbinden sich mit Menschen, und Gott verbindet sich mit uns.“