Darum sammelt der Michel Salz aus aller Welt

Ab Pfingsten werden in der Hauptkirche Säckchen mit Salz verkauft. Sie kommen aus aller Welt – sogar aus China.

Lüneburgs Sülfmeisterin Anabel Köhlbrandt mit Hauptpastor Alexander Röder. Im Vordergrund die Salzspenden, die bereits eingetroffen sind
Lüneburgs Sülfmeisterin Anabel Köhlbrandt mit Hauptpastor Alexander Röder. Im Vordergrund die Salzspenden, die bereits eingetroffen sindStephan Wallocha

Hamburg. Am Hamburger Michel ist am Montag die Aktion "Ihr seid das Salz der Erde" gestartet worden. Die Hauptkirche St. Michaelis will damit im Jahr des 500-Jahre Reformationsjubiläums an Martin Luther (1583-1546) erinnern, sagte Hauptpastor Alexander Röder. Luther habe mit diesem Satz aus der Bergpredigt jeden getauften Menschen dazu ermuntert, "tatkräftiges und würzendes Salz für den Nächsten und die Welt" zu sein. Zu Pfingsten soll "Michel-Salz" gegen eine Spende an Besucher abgegeben werden.
500 Pfund Salz für den Michel werden am 18. Mai auf traditionelle Weise im Deutschen Salzmuseum in Lüneburg gesiedet. Danach wird es auf einen historischen Salzewer verladen und auf der Elbe nach Hamburg transportiert. Vor dem Altarraum des Michel soll ein Salzberg aufgeschüttet werden, der das Pfingstfest (4. und 5. Juni) unter das Thema "Salz der Erde" stellt.

Salz-Choräle" erklingen im Michel

Pfingstsonntag soll das Salz aus Lüneburg mit Salzspenden aus aller Welt vermischt und anschließend als "Michel-Salz" an Besucher verkauft werden. Ein 60-Gramm-Säckchen kostet vier Euro. Mit dem Geld werden soziale Michel-Projekte finanziert, die laut Röder "die Welt würzen".
Bereits im Februar hatte die Stiftung St. Michaelis dazu aufgerufen, Salz von Freunden für den Michel zu erbitten. Bislang trafen 184 Salzsäckchen aus aller Welt ein, die bis Pfingsten im Altarraum der Kirche besichtigt werden können. Darunter sind Salz-Spenden aus der chilenischen Atacamawüste, der Wüste Gobi (China) und dem Toten Meer in Israel. Auch Salz von diversen Meeresküsten traf schon im Michel ein: Darunter sind Sendungen von den Kleinen Antillen in der Karibik, den Flamingo-Salzsümpfen in der Camargue und aus Meeressalzsiedern auf Sylt und in Kiel.
Bereits am Sonnabend vor Pfingsten (3. Juni) sollen im Michel "Salzchoräle" erklingen. Hamburgs Theatermacher Michael Batz und Kirchenmusiker Igor Zeller (Ottensen) haben einen poetisch-musikalischen Zyklus über Salzstraßen, Salzmeere, Salz-Momente und Salz-Musiken getextet und komponiert.

"Zuckerzeiten" schreien nach Salz

"Salz ist rein chemisch immer derselbe Stoff", sagte Röder. Doch dieses "Natriumchlorid" (NaCl) verbinde sich stets mit konkreten Bildern und diversen Geschichten. Förderung und Transport des Salzes sei überall auf der Welt unterschiedlich – doch der Austausch darüber lasse sich zu einem großen Netzwerk knüpfen, das alle verschiedenen Aspekte miteinander verbinde.
Theatermann Batz sagte: "Wir leben in Zuckerzeiten – das schreit nach Salz." Salz sei ein Grundbedürfnis, aber auch ein "Freiheits-Maßstab". Man dürfe Salz "nicht banalisieren". Es sei ein "Element des Wesentlichen und des Unterbewerteten". Wenn man es zum Beispiel im Winter auf die Straße kippe, dann versalze die Welt. (epd)