Darum haben Stadtkirchen ein gutes Image

Auch wenn immer mehr Leute austreten: Stadtkirchen sind laut einer neuen Untersuchung beliebt – und zwar nicht nur bei Christen.

Die Marktkirche von Hannover
Die Marktkirche von HannoverChristian A. Schröder

Hannover. Evangelische Stadtkirchen nehmen einer neuen Studie aus Hannover zufolge trotz sinkender Mitgliederzahlen einen positiven Platz in der Wahrnehmung der Bevölkerung ein. "Rund zwei Drittel aller Befragten bewerten die Arbeit der Kirchen überwiegend gut", sagte der Leiter des Sozialwissenschaftlichen Institutes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Gerhard Wegner, bei der Vorstellung der Ergebnisse der Studie. Erstmals habe sein Institut in und um Hannover in einer repräsentativen Umfrage nicht nur unter Mitgliedern, sondern unter der Gesamtbevölkerung das Image der Kirchen abgefragt.
Entscheidend sei, dass die positive Resonanz auch von Menschen anderer Konfession oder ohne Religionszugehörigkeit geteilt werde, betonte Wegner. "Wir wirken offenbar über unsere Mitglieder hinaus." In der Bewertung der kirchlichen Arbeit hätten längst nicht nur die Gottesdienste eine Rolle gespielt. Angebote für Familien, Jugend oder Rentner sowie kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen oder Theater seien vielen Befragten nicht nur bekannt gewesen, sie hätten sie auch bereits genutzt oder besucht. "Fast schon euphorisch" sei die Resonanz für Angebote im näheren Wohnumfeld vieler Befragter ausgefallen, sagte Wegner.

"Wir sind ein wichtiger Player"

Die Mehrheit der hannoverschen Bevölkerung sei zwar nicht mehr in der evangelischen Kirche, die Kirche bleibt Wegner zufolge aber ein wichtiger Faktor in der Stadtgesellschaft. "Wir sind keine Sekte, kein kleiner Laden – wir sind ein wichtiger Player, auch wenn wir in der Minderheiten-Situation sind."
Der evangelische Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann nannte die Studie einen Auftrag. "Wir müssen weiter daran arbeiten, dass Kirche in der Gesellschaft sichtbar bleibt." Der sonntägliche Gottesdienst könne dafür aus seiner Sicht auch weiterhin die Basis bilden. "Allerdings muss sich diese Basis besser verschränken mit dem täglichen Leben."
In Absprache mit dem Stadtkirchenverband Hannover befragte das Sozialwissenschaftliche Institut für seine Studie Ende 2015 und Anfang 2016 in Hannover, Garbsen und Seelze mehr als 2.000 Bürger. Zum evangelisch-lutherischen Stadtkirchenverband gehören rund 200.000 Gemeindemitglieder, das entspricht etwa einem Drittel der Bevölkerung. Rund 13 Prozent in dem Gebiet zählen zur katholischen Kirche. (epd)