Corvinuskirche in Hannover darf abgerissen werden
Die Erben des Architekten haben sich lange gerichtlich gewehrt. Doch jetzt ist klar: Die Kirchengemeinde kann die entwidmete Corvinuskirche abreißen – auch wenn das Gebäude unter Denkmalschutz steht.
Hannover. Der Weg für den umstrittenen Abriss der denkmalgeschützten Corvinuskirche in Hannover ist frei. Das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur habe mit der hannoverschen Landeskirche darüber jetzt "das Benehmen hergestellt", bestätigten das Ministerium und die evangelische Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd). Alle Argumente seien intensiv ausgetauscht und abgewogen worden, sagte eine Sprecherin des Ministeriums in Hannover.
Damit kann die Kirchengemeinde Ledeburg-Stöcken im Norden Hannovers das 1962 errichtete Gebäude wie geplant abreißen, um einen Neubau zu errichten. "Wir werden jetzt intern ermitteln, was die nächsten Schritte sind", sagte der Vorsitzende des Kirchenvorstands, Marvin Kalberlah.
Der geplante Abriss hatte zu einem erbitterten Rechtsstreit um den Denkmalschutz für die Corvinuskirche geführt. Vor allem die Erben des Architekten Roderich Schröder wehrten sich gegen einen Abriss des Klinkerbaus und schalteten die Denkmalpflege ein, die das Gebäude 2012 unter Schutz stellte. Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg gab dem Landesdenkmalamt 2014 recht. Aus rechtlicher Sicht darf die Kirche jedoch auch ein Denkmal abreißen, wenn seine Erhaltung wirtschaftlich unzumutbar ist.
Noch kein Termin für Abriss
Der Denkmalstreit in Hannover sorgte bundesweit für Aufmerksamkeit. Zwischenzeitlich hatte die Gemeinde auch einen Ideenwettbewerb für einen Umbau der Kirche gestartet, um auch diese Möglichkeit zu prüfen. Mehrere Gutachten ergaben jedoch nach Angaben der Landeskirche, dass eine Umgestaltung im Vergleich zu einem Neubau deutlich unwirtschaftlicher ist.
Die Gemeinde Ledeburg-Stöcken, die 2006 aus einer Fusion zweier Nachbargemeinden hervorging, hatte die Corvinuskirche 2012 entwidmet. Sie wollte ursprünglich eine freiwerdende katholische Kirche in ihrer Mitte kaufen, um einen Neuanfang zu starten. Doch diese Pläne scheiterten.
Der Kirchenvorstand werde seine weiteren Pläne nach den Sommerferien im August vorstellen, sagte Kalberlah. Für einen Neubau sei ein neuer Ideenwettbewerb nötig. Erst dann könne ein Abrisstermin bestimmt werden. (epd)