„Correctiv“-Reporter: Dimension der Vertreibungspläne hat überrascht

Das Recherchezentrum „Correctiv“ ist nach Angaben seines Mitglieds Jonathan Sachse selbst von der Dimension der Pläne zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland überrascht gewesen, um die es bei einem Geheimtreffen von hochrangigen AfD-Politikern und Neonazis im November ging. Es sei nicht nur um Wünsche der Teilnehmer, sondern um konkrete Überlegungen auch mit Geldgebern gegangen, sagte Sachse am Mittwochabend in Minden. „Correctiv“ hatte im Januar aufgedeckt, dass nach dem Willen der Rechtsradikalen nicht nur Menschen ohne deutschen Pass das Land verlassen müssten, sondern auch deutsche Staatsbürger mit internationalen Wurzeln, die ihnen nicht passen.

Die Veröffentlichung habe breite politische und gesellschaftliche Wirkungen gehabt, erklärte Sachse, der unter dem Dach von „Correctiv“ ein Netzwerk für Recherchen im Lokaljournalismus leitet. So sei der persönliche Referent der AfD-Bundesvorsitzenden Alice Weidel, der an dem Treffen teilgenommen hatte, entlassen worden. Die Debatte um ein Verbotsverfahren gegen die AfD sei von Neuem in Gang gekommen. Auch das am Dienstag bekannt gewordene Einreiseverbot für den österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner und die Distanzierung der evangelischen und der katholischen Kirche von der AfD führte der Reporter auf die „Correctiv“-Publikation zurück.

Infolge des Bekanntwerdens der Vertreibungspläne hätten bundesweit nicht nur mehr als drei Millionen Menschen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie demonstriert, sagte Sachse. In den vergangenen Monaten seien außerdem mehr als 400 neue Initiativen dazu entstanden. Sachse betonte, dass sich das Medienhaus „Correctiv“ als Ganzes nicht auf den Demonstrationen positioniere. Den einzelnen Mitgliedern sei dies jedoch freigestellt. „Correctiv“ unterstütze die zivilgesellschaftlichen Aktivitäten durch seine Berichterstattung, werde aber nicht Teil davon, betonte der Reporter. Im ganzen Land recherchiere ein Netz von Lokaljournalisten weiter über diese Themen.

Das „Correctiv“-Gründungsmitglied Jonathan Sachse äußerte sich bei den „Mindener Mediengesprächen“, einer Kooperationsveranstaltung des Mindener Tageblatts und der Volkshochschule Minden/Bad Oeynhausen.