Martin Moszkowicz, Vorstandsvorsitzender der größten deutschen Filmfirma Constantin, hat in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom Freitag die eigene Branche zu mehr Einsatz gegen Antisemitismus in Deutschland aufgefordert. Er hätte sich nach dem Angriff der Hamas auf Israel „klarere, deutlichere Worte gewünscht, auch gegen den wachsenden Antisemitismus im Land“, sagte Moszkowicz. Die Film- und Fernsehwelt sei üblicherweise schnell dabei, sich zu äußern, wenn irgendwo auf der Welt Unrecht geschehe. Nach dem Überfall auf Israel habe es jedoch „so gut wie keine Reaktion der deutschen Kulturszene“ gegeben oder erst „mit einigen Wochen“ Verspätung. Das habe ihn „wahnsinnig geärgert und überrascht“, erklärte er.
Moszkowicz‘ Vater Imo hatte einst den Holocaust überlebt, seine Mutter stammte aus einer Nazi-Familie. „Ich kriege seit vielen Jahren Hassmails“, sagte der Constantin-Chef weiter. Sein Vater habe noch anonyme Briefe erhalten, „man blieb mit seinen radikalen Ansichten lieber im Verborgenen“. Heute stünden die Absender „mit Klarnamen oder erkennbarer E-Mail hinter ihren Verbalattacken“, berichtet Moszkowicz, der seinen Posten bei Constantin Ende Februar aufgibt, um wieder als Produzent arbeiten zu können. Kinofilme hätten eine „unglaubliche Macht, Dinge zu verbessern“, sagte er: „Kino kann auch zusammenführen, selbst in einem gespaltenen Land – das ist eine der großen Kräfte, die Kino hat.“ (00/0212/19.01.2024)