Castellucci: Gut, dass sich evangelische Kirche gestellt hat

Der SPD-Politiker Lars Castellucci hat die von der evangelischen Kirche beauftragte Studie über das Ausmaß sexualisierter Gewalt in den eigenen Reihen begrüßt und Aufklärung auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen gefordert. „Es ist gut, dass sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) den Fragen sexualisierter Gewalt im Kontext von Kirche und Diakonie gestellt hat“, sagte der Kirchenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. „Zu viel Leid ist geschehen, zu viel Zeit ist vergangen, zu lange wurden Betroffene alleingelassen“, ergänzte er.

Am Donnerstag wurden die Ergebnisse der groß angelegten Studie vorgestellt. Laut der sogenannten ForuM-Studie gab es in der evangelischen Kirche und in Einrichtungen der Diakonie weit mehr sexualisierte Gewalt als bislang angenommen. Die Studie spricht von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern, schränkt zugleich aber ein, dass nicht alle relevanten Akten eingesehen werden konnten.

Man sehe nur die Spitze des Eisbergs, das Dunkelfeld sei nicht ausreichend erforscht, sagte Castellucci. Die Aufklärung müsse deshalb dringend weitergehen. Er forderte eine deutschlandweite Dunkelfeldstudie und regelmäßige Erhebungen, „um auch den Fortschritt von Präventionsstrategien messen zu können“.

Die meisten Taten geschähen im persönlichen Nahfeld, aber auch in anderen Institutionen des Sports, des Ehrenamts, in Bildungseinrichtungen und Heimen. „So viel Kritik die Kirchen auch berechtigterweise einstecken müssen, so richtig ist es, dass sie auch mit den schmerzlichen Erfahrungen der Aufarbeitung Vorreiter gegenüber anderen gesellschaftlichen Bereichen sind“, sagte er und forderte von der Politik sicherzustellen, „dass sexualisierte Gewalt überall benannt und bekämpft wird“.