Caspar David Friedrich-Schau in Dresden zum Jubiläumsabschluss
In Dresden lebte und arbeite der große Romantiker 40 Jahre bis zu seinem Tod. Alle seine Gemälde entstanden hier. Also darf auch hier eine Ausstellung zum 250. Geburtstag nicht fehlen. Mit neuen Zugängen.
Die Bedeutung des Künstlers Caspar David Friedrich, des berühmten Romantikers, zeigt sich nicht zuletzt in den großen Ausstellungen zu seinem 250. Geburtstag in diesem Jahr. Den Auftakt machte Ende 2023 die Hamburger Kunsthalle mit “Kunst für eine neue Zeit”, im April folgte Berlin mit “Unendliche Landschaften” und ab Samstag ist Dresden die zweigeteilte Schau “Caspar David Friedrich – wo alles begann” zu sehen.
Der Titel lässt einen im ersten Moment eher an Friedrichs Geburts- und Taufort Greifswald denken, wo 1774 zur Welt kam und wo das Jubiläum ebenfalls ganzjährig begangen wird. Doch die sächsischen Residenzstadt Dresden bildetet seinen Lebens- und Schaffenmittelpunkt: Ab 1798 wohnte und arbeitete er dort, bis zu seinem Tod 1840.
“Was viele gar nicht wissen: Alle Gemälde von Friedrich sind hier in seinem Atelier in Dresden entstanden”, erläuterte die Direktorin des Dresdner Albertiums, Hilke Wagner, am Freitag vor Journalisten. 47 der Gemälde sind nun in der Ausstellung im Albertinum zu sehen. Darunter einige Highlights wie die exklusiv gezeigten berühmten Landschaftsgemälde “Tetschener Altar”, “Schiffe im Hafen am Abend”, der “Friedhof” und das “Große Gehege bei Dresden”. Aber auch prominente Leihgaben wie “Der Wanderer über dem Nebelmeer” sowie der “Mondaufgang am Meer” und “Der Watzmann”.
Ergänzend zeigt das Albertinum Landschaftsbilder aus der Gemäldegalerie Alte Meister, die Friedrichs Arbeiten inspiriert haben sollen, aber auch Gemälde von Künstlerinnen und Künstlern des frühen 19. Jahrhunderts, die seinerzeit in der Dresdner Akademie ausstellten und von denen sich Friedrich mit seiner Malerei abgrenzten wollte. Aus seiner letzten Schaffensphase um 1830 sind Manuskipte erhalten, in denen er sich kritisch mit Kunst und Künstlern seiner Zeit auseinandersetzt, aber auch seinem Selbstvertändnis – die von Hand geschriebene Kladde wird zum ersten Mal gezeigt. Laut Wagner macht Friedrichs dort niedergeschriebene Rezeption und Reflexion den besonderen Fokus der Dresdner Jubiläumsschau aus.
Unumwunden berichtete sie: “Wir waren ja erst traurig, dass wir die letzten im Deutschland-Reigen mit einer Friedrich-Ausstellung sind.” Doch schon recht schnell habe sich gezeigt, dass dies auch ein Vorteil sind: “Wir können hier Friedrich für Fortgeschrittene zeigen.” Denn die drei großen Jubuliäumsausstellungen ergänzen sich wechselseitig und sollen die Friedrich-Fans auch zum Wandern von Museumsort zu Museumsort einladen, um sich dessen Werk immer mehr zu erschließen. Nicht zuletzt war ja auch der Meister selbst ein großer Wanderer, der für seine Landschaftsbilder Rügen, die Sächsische Schweiz oder das Riesengebirge durchstreifte.
Auf diesen Wanderungen fertigte er zahllose Skizzen an, die am zweiten Ort der Ausstellung, dem Kupferstich-Kabinett im Residenzschloss, zu sehen sind. Im Mittelpunkt steht dort mit über 160 Werken der Zeichner Friedrich, in dessen künstlerischen Denk- und Schaffensprozess tiefere Einblicke gegeben werden. “Die Zeichnungen sind der Urgrund des Schaffens von Friedrich, ein unendlicher Motivschatz und ein Zeugnis seiner hingebungsvollen, meditativen Auseinandersetzung mit der Natur”, erklärte Kuratorin Petra Kuhlmann-Hodick.
Friedrich sei auch ein “zeichnender Konstrukteur” gewesen, der genaue Angaben zu Horizonthöhen- und linien machte, Architektur mit dem Linial einfügte und mit dem sogenannten goldenen Schnitt konzipierte. Auch habe er optische Hilfsmittel genutzt, die ihm die möglichst präzise Erfassung der Natur ermöglichten. Einige davon sind ebenfalls ausgestellt. “Wir zeigen zwei Seiten von Friedrich: Den strategischen Bildregisseur und den hingebungsvollen Naturporträtisten”, fasst es Kuhlmann-Hodick zusammen.
Zweifelsohne eröffnet Dresden in der letzten deutschen Großausstellung zu Caspar David Friedrich in diesem Jahr nochmals einen neuer Zugang zu dem großen Romantiker. Wer dann immer noch nicht genug hat, eine große Jubiläumsschau steht noch aus: Das Metropolitan Museum of Art in New York zeigt ab 7. Februar “Caspar David Friedrich: The Soul of Nature”, den Angaben zufolge die erste umfassende Werkschau in den Vereinigten Staaten.