Der Caritasverband für das Bistum Münster sucht weitere Pflegefamilien. In den 20 Pflegekinderdiensten in der Region warten oft mehr als 100 Kinder auf eine Vollzeitpflege in einer Familie, wie der katholische Verband am Dienstag mitteilte. Paare, die ein Pflegekind übernehmen, würden vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), der Caritas und den Jugendhilfeeinrichtungen intensiv vorbereitet und auf Jahre begleitet.
„Die Zahl der Bewerber ist aktuell deutlich gesunken“, sagte Melanie Plag, Leiterin des SkF-Pflegekinderdienstes im Kreis Warendorf. Als Grund vermutet sie unter anderem die derzeitigen gesellschaftlichen Krisen. „Kriege, Inflation, die Coronazeit – das alles macht Menschen unsicher.“ Auch die oft mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschwere für viele die Entscheidung für ein Pflegekind.
„Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine solche Entscheidung realistisch machen, etwa bei der Schaffung finanzieller Sicherheit“, forderte die Sozialarbeiterin. Zwar stünden Pflegefamilien je nach Alter und Bedarf des Kindes 1.000 bis 1.500 Euro Pflegegeld im Monat zu. „Diese Summe ist aber zu niedrig, weil damit lediglich der erhöhte Aufwand durch das Kind gedeckt wird“, kritisierte Plag. Der mögliche Lohnverlust der Eltern oder eine Altersvorsorge würden damit nicht ausreichend berücksichtigt.
Plag mahnte insgesamt mehr Wertschätzung für das Engagement von Pflegeeltern an. Die Kinder, die vermittelt würden, hätten oft schon schwere belastende Erfahrungen gemacht. „Sie haben aus ihrem bisherigen Leben oft einen schweren Rucksack mitbekommen, der Bedarf an Zuwendung ist groß“, erklärte sie. Es sei deshalb enorm wichtig, dass sie im neuen Zuhause funktionierende Bindungserfahrungen machen könnten, um vorherige Erfahrungen von Vernachlässigung und Gewalt im familiären Kontext zu verarbeiten. „Pflege-Eltern müssen nicht perfekt sein, es geht vor allem um ihre Offenheit zu sich selbst und zum Kind“, betonte die Sozialarbeiterin.