Caritas-Fachverband: Personalmangel gefährdet Teilhaberechte

Der Bundesverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie sieht aufgrund des zunehmenden Personalmangels die Angebote der Eingliederungshilfe in Gefahr.

Der Personalmangel bringt die Angebote der Eingliederungshilfe in Gefahr (Symbolbild)
Der Personalmangel bringt die Angebote der Eingliederungshilfe in Gefahr (Symbolbild)Imago / Pond5 Images

Wenn es nicht gelinge, offene Stellen schneller zu besetzen, habe das massive Folgen auf die Angebote der Eingliederungshilfe: „Der Rechtsanspruch auf selbstbestimmte Teilhabe ist nicht zu verwirklichen, wenn das erforderliche Personal nicht gewonnen werden kann“, sagte Vorstand Hubert Vornholt, Direktor des Franz Sales Hauses in Essen, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vakante Stellen verhinderten bereits jetzt, dass Menschen mit Behinderungen dringend benötigte Unterstützungsleistungen erhalten.

„Der Personalmangel betrifft inzwischen auch Hilfskräfte“, erklärte Vornholt. Die Mehrbelastungen der Mitarbeitenden, auch bedingt durch die Pandemie, immer höhere Qualitätsanforderungen sowie Schicht-, Teil- und Wochenenddienste, führten dazu, „dass Personal der Eingliederungshilfe zunehmend in attraktivere Bereiche des Sozial- und Gesundheitswesens abwandert“, sagte der Vorstand.

Negative Folgen des Fachkräftemangels bereit sichtbar

Er verwies auf eine verbandsinterne Umfrage aus dem Jahr 2022 zum künftigen Fachkräftebedarf in den Angeboten der Eingliederungshilfe. Die Auswertung habe gezeigt, dass 83 Prozent der Einrichtungen Probleme bei der Stellenbesetzung beklagen und fünf Prozent der Fachkraftstellen bereits unbesetzt waren.

Die negativen Folgen sind dem Fachmann zufolge nicht zu übersehen: „Unsere Träger schränken ihre Angebote ein. Wohngemeinschaften in den sogenannten besonderen Wohnformen müssen geschlossen werden.“ Betroffene erhielten folglich keine Unterstützungsangebote mehr. Jene, die keinen Platz in einer besonderen Wohnform bekommen, müssten in der Herkunftsfamilie bleiben oder notfalls dorthin wieder zurückkehren.

Einheitliche Rahmenbedingungen für Auszubildende schaffen

Schnelle Abhilfe sieht Vornholt nicht. Zunächst müssten bundesweit einheitliche Rahmenbedingungen im Job geschaffen werden. „Nur so ist es möglich, die Attraktivität des Berufsbildes zu steigern und junge Menschen für das Berufsbild Heilerziehungspflege gewinnen zu können.“ Nachteilig sei auch, dass Auszubildende in manchen Bundesländern, zum Beispiel in Niedersachsen, immer noch Schulgeld bezahlen. „Deshalb fordern wir schon lange die vollständige Refinanzierung der Ausbildungskosten sowie die bundesweite Abschaffung des Schulgeldes“, sagte Vornholt.

Der Vorstand regte an, die Anwerbung von Personal im Ausland zu verstärken. „Aber leider haben ausländische Fachkräfte noch immer ein komplexes Anerkennungsverfahren mit hohen bürokratischen Hürden zu durchlaufen.“ Es vergehe viel zu viel Zeit, in der ausländische Fachkräfte als Nichtfachkräfte tätig seien – „und auch nur eine niedrigere Entlohnung erhalten, was die Anwerbung zusätzlich unattraktiv macht“.