Die Gesundheitsversorgung in Syrien steht nach Einschätzung der Hilfsorganisation Care vor dem Kollaps. Seit dem Sturz des einstigen Machthabers und Präsidenten Baschar al-Assad am 8. Dezember 2024 habe Care beobachtet, dass allein in der Region um die Stadt Asas im Norden des Landes 40 Krankenhäuser und 50 weitere Gesundheitseinrichtungen schließen mussten, sagte die Care-Referentin für Nothilfekommunikation, Sarah Easter, am Montag im WDR5-„Morgenecho“. Diese Situation sei sinnbildlich für das ganze Land. Auch das Mutter-Kind-Krankenhaus von Care in Asas könne finanziell nur noch wenige Monate weiter bestehen, obwohl es das letzte noch funktionierende Krankenhaus vor Ort sei.
Verbliebene Einrichtungen mit fehlenden Mitteln müssten erhöhte Patientenzahlen bewältigen, da die Menschen nach dem Ende des Assad-Regimes mobiler geworden seien, erläuterte Easter. Humanitären Projekten und Einrichtungen fehle das Geld, „weil einfach die Aufmerksamkeit für Syrien seit einem Jahr steil nach unten gegangen ist“. Zudem sei keine langfristige Folgefinanzierung in Sicht, weil die syrische Regierung noch nicht bereit sei, diese zu übernehmen. „Die Gelder fehlen einfach.“ Die Prioritäten der neuen Machthaber lägen auf der Versorgung der Menschen mit Strom, Trinkwasser und Lebensmitteln. Der Wiederaufbau von Krankenhäusern in Gebieten, wo nur Schutt und Asche geblieben sei, dauere.
Hinzu komme eine große Armut in vielen Regionen Syriens, schätzungsweise 90 Prozent der Menschen seien betroffen, sagte Easter. Deswegen sei es so wichtig, dass weiter humanitäre Hilfe geleistet wird und die Projekte fortgesetzt werden, „damit diese Menschen diese Unterstützung haben, damit sie ihr Land wiederaufbauen können“.