Angesichts der anhaltenden Kampfhandlungen im Gaza-Streifen zeigt sich die Hilfsorganisation Care „zutiefst besorgt“ über die humanitäre Lage in der Region. In Gaza stehe die medizinische Versorgung „vor dem Kollaps“, jeder vierte Haushalt dort sei von Unterernährung betroffen, teilte Care am Freitag in Bonn mit. Besonders für schwangere Frauen, junge Mütter und Neugeborene sei die Situation bedrohlich. Die internationale Gemeinschaft müsse jetzt „schnell handeln“, mahnte die Hilfsorganisation.
Die neuen militärische Auseinandersetzungen zwischen Israel und der radikal-islamistischen Terrororganisation Hamas dauern seit nunmehr rund 100 Tagen an. Nach Angaben von Care sind 60 Prozent der Krankenhäuser im Gaza-Streifen mittlerweile außer Betrieb. Der Rest funktioniere nur noch notdürftig. Frauen seien zunehmend gezwungen, ihre Babys ohne medizinische Unterstützung in überfüllten, nur teilweise funktionierenden und unsauberen Einrichtungen zur Welt zu bringen, beklagte die stellvertretende Care-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika, Hiba Tibi. „Es gibt keine Ärztinnen und Ärzte, keine Hebammen oder Krankenschwestern, die Frauen während der Geburt unterstützen könnten. Es gibt keine Schmerzmittel, Anästhesie oder Hygieneartikel.“
Seit Oktober haben laut Tibi etwa 17.000 palästinensische Frauen unter „schrecklichen Umständen entbunden“. Mindestens 310 medizinische Fachkräfte seien durch den Konflikt bereits ums Leben gekommen. Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und der Mangel an Versorgungsgütern verschärften die extreme Lage weiter. So seien in Nord-Gaza beispielsweise nur noch 50 Brutkästen für Frühgeburten in Betrieb, berichtete die stellvertretende Care-Regionaldirektorin. Außerdem sei die Stromversorgung stark eingeschränkt, so dass lebensrettende Geräte oft nicht durchgehend genutzt werden könnten.