Care: Erdbeben-Hilfe in Nordsyrien vor vielen Herausforderungen

Seit Jahren tobt in Syrien ein Bürgerkrieg, jetzt muss das Land mit dem verheerenden Erdbeben klar kommen. Warum die Hilfe so schwierig ist.

Im syrischen Jablah suchen Helfer nach Überlebenden in den Trümmern
Im syrischen Jablah suchen Helfer nach Überlebenden in den TrümmernImago / Itar Tass

In Nordsyrien ist die humanitäre Lage laut dem Nothilfekoordinator der Hilfsorganisation Care, Marten Mylius, nach den Erdbeben verheerend. Nach Jahren des Krieges „sind viele Gebäude wie Kartenhäuser in sich zusammengestürzt“, sagte Mylius dem Evangelischen Pressedienst (epd). Erschwert werde die Hilfe dadurch, dass viele Mitarbeiter der Partnerorganisationen von Care selbst betroffenen seien. „Die sitzen teilweise selbst auf der Straße, mehrere Büros und Warenhäuser sind beschädigt.“

Zudem stünden die Hilfsoperationen durch den Bürgerkrieg und die politische Fragmentierung in der Region vor zusätzlichen Herausforderungen. Es gebe Gebiete unter Kontrolle der Regierung, der Opposition sowie unter kurdischer Verwaltung. „Das macht es komplexer“, sagte Mylius. Allerdings hätten viele Hilfsorganisationen, darunter auch Care, in den vergangenen Jahren eine logistische Infrastruktur und Partnerschaften aufgebaut, „die genau diesen Realitäten entsprechen“. Darauf könne nun bei der Hilfe in den Erdbebengebieten zurückgegriffen werden.

Schweres Gerät fehlt

Mit am meisten fehle in Nordsyrien derzeit schweres Gerät, um Menschen zu befreien und Trümmer wegzuräumen, sagte Mylius. Auch viele Krankenhäuser seien „völlig überrannt und überfordert“ und benötigten medizinische Hilfsgüter sowie Medikamente.

Am Montag hatten zwei schwere Erdbeben in der Grenzregion Syriens und der Türkei eine Katastrophe ausgelöst. Tausende Menschen kamen ums Leben oder wurden verletzt. Allein in der Türkei starben laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu mehr als 3.500 Menschen. Die im Nordwesten Syriens aktive Zivilschutzorganisation Weißhelme erklärte auf Twitter, dort seien mehr als 790 Menschen ums Leben gekommen. Zudem gebe es mindestens 2.200 Verletzte.

Marten Mylius ist Nothilfekoordinator der Hilfsorganisation Care
Marten Mylius ist Nothilfekoordinator der Hilfsorganisation CareImago / Metodi Popow

Die in Bonn ansässige Hilfsorganisation Care ist nach eigenen Angaben seit 2013 in Syrien aktiv. Dabei arbeite sie mit lokalen Partnern zusammen und leiste sowohl Nothilfe als auch langfristige Unterstützung.