Von Bettina Bertram
Das Lukasevangeliar war das letzte Großprojekt. Fünf Schriftrollen Evangelium liegen auf dem Holzgestell in der Winterkirche: handgeschrieben, handgemalt, auf viele Stoffmeter gedruckt. 200 Schreiber und Maler aus Rothenburg in der Oberlausitz und aus ganz Deutschland haben daran mitgearbeitet. Unterdessen können die Mitwirkenden ihre Lukasgeschichten von der Ankündigung der Geburten des Johannes und Jesus bis hin zum Schlusssegen auch als Buch nach Hause tragen. „Die Rothenburger Kirchengemeinde liebt solche Projekte“, sagt Pfarrer Daniel Schmidt (34). Die jüngste Malerin war seine vierjährige Nichte, die die „Tochter des Jairus“ auf die Leinwand brachte. Die Älteste war die Rothenburgerin Dorothea Lampe (82). Sie war auch dabei, als kürzlich die ersten vier Stunden „Lukas“ bei der winterlichen Lesenacht aus den Rollen vorgelesen wurden. Am 22. März wird in der nächsten Lesenacht die Passionsgeschichte im Mittelpunkt stehen.
Bibel in Acrylfarben
Begonnen hatte das Projekt 2011 auf dem Kirchentag in Dresden: Die Rothenburger wollten dort ihre (mittlerweile berühmt gewordene) Bilderbibel vorstellen, aber nicht nur so, sondern in einer Mitmachaktion, denn damit kennen sich die Gemeindeglieder aus. 2008 hatten sie ihre schlichte weiße 200-jährige Stadtkirche mit farbigen Emporenbildern verschönert. Der Pool an Talenten, Profi-Künstlern, Kindern und Naturbegabungen inmitten und im Umfeld der 1700-Christen-Gemeinde war so groß, dass sie die Malereien selbst übernahmen. 54 originelle biblische Bilder entstanden mit Acrylfarbe auf Hartfaserplatten. Fertig war die „Rothenburger Bilderbibel“. Inzwischen sind sie längst als Wochenkalender mit 53 Bildern zu haben. Mit diesen guten Erfahrungen reisten die Rothenburger zum Kirchentag nach Dresden. Dort luden sie Besucher ein, aus einem Los-Topf einen Abschnitt aus dem Lukasevangelium zu ziehen und dazu ihr Bild zu malen. 64 Bilder entstanden, sie wurden Grundstock für das gerade fertiggestellte „Rothenburger Lukasevangeliar“.
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