Bundesweit erstes Mahnmal für Leid der Verschickungskinder eingeweiht

Die sogenannten Verschickungskinder haben erstmals in Deutschland ein Mahnmal für ihre vielfach traumatischen Erlebnisse in der Nachkriegszeit erhalten. Die Diakonie in Niedersachsen weihte dazu am Sonnabend in Bad Salzdetfurth bei Hildesheim eine Gedenkstele ein. „Hier soll gezeigt werden, dass Geschichte nicht vergessen wird und wir als Diakonie zu unserer historischen Verantwortung stehen“, sagte Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke bei einer Feierstunde.

Zugleich solle an drei tragische Todesfälle erinnert werden, die sich im Frühjahr 1969 im damaligen „Waldhaus“ in Bad Salzdetfurth ereigneten. An der Einweihung nahmen auch rund 20 ehemalige Verschickungskinder und ihre Angehörigen teil.

Zwischen Ende der 1940er- bis in die 1980er-Jahre hinein wurden in Deutschland rund zwölf Millionen Jungen und Mädchen in Kinderkurheime verschickt, um dort gesundheitlich aufgepäppelt werden. Doch viele von ihnen kehrten traumatisiert zurück. Sie berichteten von Essenszwang durch das Pflegepersonal bis hin zum Erbrechen und von harten Strafen wie Schlafentzug oder Ans-Bett-Fesseln.

Das „Waldhaus“ in Bad Salzdetfurth, ein inzwischen abgerissenes Fachwerkhaus am Rand des Kurortes, war von bundesweit rund 1.900 Kurheimen. Getragen wurde es von der evangelischen Inneren Mission, einer Vorläuferin der Diakonie.

Niedersachsens Sozialminister Andreas Philippi (SPD) erklärte in einem schriftlichen Grußwort, das Land Niedersachsen werde sich weiterhin dafür einsetzen, dass das Leid der Verschickungskinder auf Bundesebene aufgearbeitet wird.