Die Bundesregierung hat ihren Willen zur Unterstützung einer Gedenkstätte in der früheren deutschen Sektensiedlung Colonia Dignidad in Chile unterstrichen. Verschiedenen Opfergruppen sei eine solche Gedenkstätte wichtig, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Mittwoch in Berlin. Dieses Ziel vertrete auch die Bundesregierung. Sie setze sich für die schnellstmögliche Errichtung ein und werde sich „auf angemessene Weise“ einbringen.
Die Bundesregierung habe auch die Ankündigung, Teile der Siedlung zu enteignen und dort ein Dokumentationszentrum zu errichten, begrüßt, sagte der Außenamtssprecher. Die chilenische Regierung hatte in dieser Woche ihre Pläne zur teilweisen Enteignung konkretisiert. Im Zentrum der Siedlung mit dem Wohnhaus des Sektenführers Paul Schäfers, dem als Folterzentrum genutzten Kartoffelkeller und dem siedlungseigenen Krankenhaus, in dem Siedlungsbewohner unter Zwangsmedikation gestellt wurden, soll ein Erinnerungszentrum entstehen.
Die Colonia Dignidad, zu Deutsch „Siedlung der Würde“, wurde 1961 von Paul Schäfer gegründet, der wegen Ermittlungen wegen Kindesmissbrauchs aus Deutschland geflohen war. Zwangsarbeit und Missbrauch gehörten zum Alltag der Siedlungsbewohner. Schäfer unterstützte aktiv den Militärputsch von 1973 und verwandelte die Siedlung während der Diktatur von 1973 bis 1990 in ein geheimes Folterzentrum. Etwa 100 Menschen wurden in der Colonia Dignidad ermordet.
Die Deutsche Botschaft in Chile war seit 1966 über die Zustände dort informiert, rühmte die Siedlung trotzdem jahrelang als Vorzeigeprojekt. Erst ab 1987 fand ein Umdenken statt. 2016 sagte der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier, die Botschaft habe „eindeutig zu wenig für den Schutz ihrer Landsleute“ getan. Seit 2017 existiert eine deutsch-chilenische Expertenkommission, die unter anderem die Umwandlung der zentralen Gebäude in eine Gedenkstätte vorgeschlagen hat.