Bundespräsident: Das “Wort zum Sonntag” ist sich treu geblieben
Frank-Walter Steinmeier hat beim Festakt in München zu 70 Jahren Sendejubiläum gratuliert. Das “Wort zum Sonntag” könne auch gucken, wer das in seinem Freundeskreis niemals zugeben würde, so der Bundespräsident.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Donnerstagabend in München “Das Wort zum Sonntag” zu seinem 70. Jubiläum beglückwünscht. “Am Anfang stand eine so einfache wie geniale Idee: Die Kirche kommt zu den Menschen nach Hause”, so Steinmeier. Auch heute sei das “kleine, feine Fernsehformat” der ARD mit über einer Million Zuschauer eine Erfolgsgeschichte, sagte Steinmeier beim Festakt in der evangelischen Sankt-Markus-Kirche: “Diese Zahl beeindruckt mich. So viele Menschen brächten selbst der Kölner und der Berliner Dom über Jahre bei Weitem nicht unter”.
Das liege daran, dass die Menschen dazu nicht in die Kirche gehen oder Kirchenmitglied sein müssten. “‘Das Wort zum Sonntag’ kann auch gucken, wer das in seinem Freundeskreis niemals zugeben würde”, so der Bundespräsident zu dem Format, das zu den von der katholischen und der evangelischen Kirche verantworteten sogenannten Verkündigungssendungen gehört. Dabei sei sich das Format seit dem Sendestart 1954 treu geblieben, ohne schwierige Themen wie Missbrauch auszublenden. “Da steht einfach ein Mensch und spricht zu uns. Immer abwechselnd katholisch oder evangelisch, und seit 1957 auch als Sprecherin.” Damit sei das Format seiner Zeit voraus gewesen, so Steinmeier, und bis heute auch ein “ökumenischer Erfolg”.
Der Bundespräsident bezeichnete die Sendung als “Anker”, der sich der “Enthemmung in der Sprache” entgegenstelle: “Wenn wir diesen Respekt nicht bewahren, wenn immer mehr Hetze und Diffamierung unsere Debatten prägen, ist letztlich unsere Demokratie gefährdet.” Denn nicht der Staat vermittele Ethik, sondern lade Gruppen wie die christlichen Kirchen ein, ethische Debatten voranzutreiben. “All das gelingt Ihnen mit dem ‘Wort zum Sonntag'”, so Steinmeier vor den rund 120 geladenen Gästen.
Für den Vorsitzenden der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, den Münchner Erzbischof Reinhard Marx, hält die Sendung “die Rede von Gott” in einer Gesellschaft wach, in der Christen eine kreative Minderheit seien und fördere durch verbindende Perspektiven auf die Fragen der Zeit den Zusammenhalt. Das “Wort zum Sonntag” habe Kultstatus und wirke so weit über den kirchlichen Raum hinaus, auch wenn die direkte Gemeindearbeit durch nichts zu ersetzen sei, betonte der Kardinal.
Bischöfin Kirsten Fehrs, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sagte, angesichts der aktuellen Lage, in der “Ängste und Unsicherheit wachsen”, diene das “Wort zum Sonntag” der Gesellschaft als “innerer Kompass”, aber auch als “Seelsorge im besten Sinne”. Denn die Zuschauerinnen und Zuschauer fühlten sich durch das nahbare Format persönlich gemeint.
Die Intendantin des Bayerischen Rundfunks, Katja Wildermuth, deren Haus für die Koordination der kirchlichen Sendungen in der ARD zuständig ist, lobte die “vier Minuten Innehalten, Zuhören, Nachdenken pro Woche”. Sie seien eine “wertvolle Insel in diesen schnelllebigen Zeiten”. Über die Zukunft des “Worts zum Sonntag” mache sie sich keine Sorgen, so Wildermuth. Die Sendung sei für viele auch weiterhin “Teil eines Rituals”, das das Wochenende einläute.