Lateinamerika spielt 2026 eine zentrale Rolle in der Bundeskunsthalle in Bonn. Indigene Welten in Amazonien und die Werke südamerikanischer Künstlerinnen werden präsentiert. Was Gäste sonst noch erwartet.
Die Bundeskunsthalle in Bonn stellt das Thema soziale Verantwortung im kommenden Jahr in den Mittelpunkt ihres Ausstellungsprogramms. Nach dem Themenjahr der ökologischen Nachhaltigkeit im laufenden Jahr gehe es 2026 unter dem Motto “Was uns verbindet. Dimensionen sozialer Nachhaltigkeit” um die Frage, wie Kunst, Bildung, kultureller Austausch und gesellschaftlicher Dialog zu einem für alle gewinnbringenden Miteinander beitragen könnten, sagte Intendantin Eva Kraus am Mittwoch vor Journalisten in Bonn. “Es ist wichtig, als Institution darüber nachzudenken, wie wir als Gesellschaft funktionieren und sich dabei zu fragen, was uns verbindet.”
Das Ausstellungsjahr 2026 beginnt am 27. Februar mit einer Ausstellung über einen der bedeutendsten Fotografen New Yorks, Peter Hujar. Er werde für die Empathie und Wärme seiner Bilder gefeiert, sei jedoch zu Lebzeiten wenig bekannt gewesen, sagte Kraus. Hujars Hauptinteresse galt der Porträtfotografie, und er fotografierte sich selbst, seine Freunde und Bewohner der queeren New Yorker Downtown-Szene. Genauso aber richtete er seine Aufmerksamkeit auch auf Tiere, Architektur und Landschaften.
Die Ausstellung “Amazonia. Indigene Welten” soll vom 13. März bis 9. August den indigenen Völkern des Amazonasgebiets eine Stimme geben. Sie biete einen neuen Blick auf diese Region, die oft auf das Klischee einer exotischen Gesellschaft reduziert werde. Dabei sei Amazonien ein lebendiges Ganzes aus dichten Netzwerken und interkulturellem Austausch zwischen Hunderten von indigenen Völkern. Die Ausstellung mit ihren rund 400 Exponaten werde einen Schwerpunkt auf die Konzepte von Schöpfung, Gemeinschaft und Zukunftsperspektiven aus der Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner legen, kündigte die Bundeskunsthalle an.
Der Kulturgeschichte der Sexarbeit widmet sich die vom 2. April bis 25. Oktober laufende Ausstellung “Nichts über uns ohne uns!”. Gemeinsam mit einem Kollektiv forschender Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter werde eine Schau entwickelt, die mit Kunst, kulturgeschichtlichen Zeugnissen und Archivmaterial die Sexarbeit in Europa von der Antike bis in die Gegenwart kaleidoskopartig aufblättere.
Der Kulturherbst wird am 9. Oktober mit der Frage eröffnet, wie es um die Erinnerungskultur und Gedenkpolitik in Deutschland in einer Zeit steht, in der es kaum noch Überlebende des Holocaust und andere Opfer des NS-Regimes gibt. Die Ausstellung “NIE WIEDER! Gegen das Vergessen der NS-Verbrechen” untersucht bis 2. Mai 2027 mit Mitteln der Kunst und digitaler Medien sowie mit historischen Zeugnissen und Objekten verschiedene Methoden des Gedenkens.
In den Jahresendspurt geht die Bundeskunsthalle mit einer großen Überblicksschau, die erstmals in Europa zentrale Werke von mehr als 60 Künstlerinnen aus Lateinamerika von Mexiko bis Argentinien vereint. Die Ausstellung “Lateinamerikanische Künstlerinnen. Von Frida Kahlo bis heute” spannt vom 4. Dezember bis 29. März 2027 einen großen Bogen über mehr als ein Jahrhundert. Sie vereine berühmte Künstlerinnen mit solchen, die über die Jahrzehnte in Vergessenheit geraten seien.
Seit 1995 präsentiert die Bundeskunsthalle außerdem regelmäßig Werke aus der Sammlung des Bundes und zeigt damit einen repräsentativen Querschnitt der zeitgenössischen, mitunter sehr jungen, Kunstproduktion. Mit “Social Fabric. 55 Jahre Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland” wird vom 12. Juni bis 4. Oktober die gesamte Sammlung aus mehreren Jahrzehnten in ihrer ganzen Vielfältigkeit exemplarisch sichtbar gemacht.