Bund Naturschutz hält Söders Atomkraft-Forderung für „Hirngespinste“

Der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern (BN), Richard Mergner, hat die Atompläne von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als „Hirngespinst“ kritisiert und zurückgewiesen. Es sei eines Ministerpräsidenten „nicht würdig“, beim Thema Atomenergie immer wieder bewusst Falschaussagen und Halbwahrheiten zu verbreiten, sagte Mergner dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Wochenende. Strom aus Atom sei mit den derzeit verfügbaren Technologien weder sicher noch sauber oder billig. Vor einem Jahr, am 15. April 2023 kurz vor Mitternacht, wurde das letzte bayerische Atomkraftwerk Isar 2 abgeschaltet.

Mergner bezeichnete das Ende des Atomzeitalters in Deutschland vor einem Jahr als „Riesenerfolg“ und als „historischen Tag“ für den BN, andere Umweltschutzverbände und Bürgerinitiativen, nachdem man „50 Jahre gegen diese Hochrisikotechnologie gekämpft“ habe. Alle – auch von Söder – beschworenen Horrorszenarien seien mit der Abschaltung der letzten deutschen AKWs Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland am 15. April 2023 nicht eingetreten, sagte Mergner: „Weder sind die Lichter ausgegangen oder die Strompreise explodiert, noch wurde mehr Kohle verstromt. Stattdessen haben die erneuerbaren Energien Rekordwerte erreicht!“

Der BN-Vorsitzende bedauert die „unlautere Panikmache“ vor allem von konservativen Politikerinnen und Politikern der Unionsparteien, FDP und Freien Wählern: „Das soll nur dazu dienen, die Atomkraft auch bei uns wieder salonfähig zu machen.“ Fakt aber sei, dass weder Gedankenspiele zur Kernfusion noch sogenannte Kleinstreaktoren die aktuellen Herausforderungen lösen. „Der Freistaat will bis 2035 klimaneutral sein“, weist Mergner auf die selbst gesteckten Ziele der Staatsregierung hin: „Alle ernstzunehmen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sagen, dass bis dahin keine einsatzfähigen Kernfusionsreaktoren existieren werden.“

Für Mergner ist klar, dass vor allem die CSU mit ihrem atomfreundlichen Kurs nur von den eigenen Fehlern ablenken will. Zu lange sei der Ausbau erneuerbarer Energien in Bayern nicht nur wenig gefördert, sondern oft geradezu verhindert worden. Dass nun ausgerechnet die Politikerinnen und Politiker, die diese Linie vertreten haben, Falschmeldungen darüber verbreiten, dass Deutschland seit der Abschaltung der deutschen AKWs viel Atomstrom aus anderen Ländern importieren müsse, sei infam: „Fakt ist, dass Deutschland 2023 nur zwei Prozent seines Strombedarfs importiert hat – und davon hat Atomstrom nur einen Bruchteil ausgemacht.“

Bei alledem müsse man auch immer an die bereits geschehenen Atom-Unglücke erinnern. „In Bayern werden immer noch viele Wildschweine in die Tierkörper-Verwertung gegeben, weil sie zu hoch mit Strahlung belastet sind“, sagte Mergner mit Blick auf den Super-GAU von Tschernobyl 1986. Auch in Japan seien in der Region Fukushima nach wie vor viele Hundert Quadratkilometer Sperrzone mit verstrahlter Landschaft, erläuterte der BN-Vorsitzende: „Man kann das natürlich alles ausblenden und weiter falsche Dinge behaupten – Mitglieder der bayerischen Staatsregierung sollten das aber nicht weiter tun.“ (00/1135/14.04.2024)