Bürgerpreis des Bayerischen Landtags zeichnet drei Initiativen aus

Der Erinnerungsort Badehaus in Wolfratshausen (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) hat den ersten von drei Preisen des Bürgerpreises des Bayerischen Landtags gewonnen. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis gehe an das multimediale Museum im Wolfratshausener Stadtteil Waldram, das die Geschichte des Ortes als NS-Mustersiedlung, Lager für Zwangsarbeitskräfte und nach 1945 als Fluchtpunkt für jüdische „Displaced Persons“ erforsche und dokumentiere, teilte der Bayerische Landtag am Montag in München mit. Außerdem sei das Badehaus ein „beeindruckender innovativer und kreativer Ort des Erinnerns, des Lernens und des Begegnens“, an dem insbesondere junge Leute einbezogen würden, hieß es weiter.

Der diesjährige Bürgerpreis stand unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt! Ehrenamtliches Engagement für Vielfalt, Zusammenhalt und Demokratie“. Aus insgesamt 84 Bewerbungen wählte ein Beirat unter dem Vorsitz von Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) die drei Preisträger aus. Alle drei setzten sich in besonderer Weise für die Erinnerungskultur ein sowie dafür, dass sich Ereignisse aus der Geschichte nicht wiederholten, hieß es in der Begründung. Die Preisverleihung findet im Oktober im Bayerischen Landtag statt.

Den zweiten Preis erhält das Inklusionsprojekt „Nie wieder!“ der Lebenshilfe im Landkreis Miltenberg in Unterfranken. Seit Januar 2023 arbeiten hier den Angaben zufolge hochbegabte Schülerinnen und Schüler mit Menschen mit Behinderungen zusammen und ergründen gemeinsam Schicksale von Menschen mit geistigen Behinderungen in der NS-Zeit. Der zweite Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.

10.000 Euro und den dritten Preis erhält das Schulprojekt „Alef-Bet – das musikalische Alphabet der Erinnerungskultur“ zur aktiven Erinnerungskultur und Antisemitismusprävention aus Strullendorf in Oberfranken. Entwickelt hat „Alef-Bet“ das deutsch-israelische Forschungs- und Bildungsprojekt „Arche Musica“, um Jugendlichen Wissen über die jüdisch-deutsche und jüdisch-bayerische Geschichte zu vermitteln und das demokratische Verständnis zu stärken.

Die Erinnerung an die Schattenseiten unserer Vergangenheit wachzuhalten sei nicht einfach, aber immens wichtig für unsere Gesellschaft und die Demokratie, sagte Landtagspräsidentin Aigner.
„Die ausgewählten Preisträgerinnen und Preisträger leisten einen herausragenden Beitrag, unsere Gesellschaft durch den Blick zurück stark für die Zukunft zu machen.“ Die vielfältigen eingereichten Projekte im Bereich der Erinnerungskultur und der Demokratieförderung in Bayern stimmten sie „sehr optimistisch – gerade in der aktuellen Zeit der Anfeindungen gegen demokratische Institutionen und einem leider wiedererstarkten Antisemitismus“. (00/2067/08.07.2024)