Bürgerkrieg in Myanmar tobt – Rohingya erneut auf der Flucht

Rakhine ist als Myanmars Zugang zum Indischen Ozean von großer Bedeutung für die regierende Junta. Doch die Militärs geraten im Bürgerkrieg in die Defensive. Einmal mehr trifft es aber auch die muslimischen Rohingya.

Mit der Eroberung der Stadt Buthidaung und ihrer Umgebung hat die Rebellenmiliz Arakan Army (AA) in Myanmar laut Medienberichten einen weiteren strategisch wichtigen Punkt im Teilstaat Rakhine eingenommen. Anfang der Woche waren weite Teile des größtenteils von muslimischen Rohingya bewohnten Buthidaung niedergebrannt und Zehntausende Menschen vertrieben worden.

Die AA ist die Miliz der buddhistischen Bevölkerungsmehrheit der Arakanesen in Rakhine. Mit Zehntausenden Kämpfern ist sie Teil einer landesweiten Offensive gegen die herrschende Militärjunta in Myanmar. Unterdessen geraten auch die Rohingya zunehmend in Bedrängnis. Satellitenaufnahmen von Buthidaung zeigten in dieser Woche laut Einschätzung von Experten, dass praktisch die gesamte Stadt binnen kurzem durch Brände zerstört wurde.

Unklar ist aber, wer für die Gewalt in Buthidaung verantwortlich ist. Nach Angaben internationaler Rohingya-Aktivisten hat die AA die Brände gelegt. Experten vermuten hingegen, dass die Junta nach ihrer Niederlage eine Politik der verbrannten Erde verfolgt. Nach eigenen Angaben hatte die AA die Zivilbevölkerung vor den Kämpfen um Buthidaung gewarnt und sie zu ihrer Sicherheit zum Verlassen der Stadt aufgefordert. Bereits 2017 waren mehr als 700.000 Rohingya von der Junta aus dem Land vertrieben worden.

Der “Unabhängige Untersuchungsmechanismus für Myanmar” (IIMM) der Vereinten Nationen beobachtet die Eskalation der Kämpfe in Rakhine. Man prüfe Berichte über Gefechte zwischen dem myanmarischen Militär und der Arakan Army sowie über die Vertreibung der Rohingya, erklärte IIMM-Leiter Nicholas Koumjian am Donnerstag. Die Institution sammelt Beweise für vermutete schwere Verbrechen nach dem Völkerecht in ganz Myanmar.

Während im ganzen Land die Verluste des myanmarischen Militärregimes auf dem Schlachtfeld zunehmen, schwächt auch eine schwere Wirtschaftskrise die Junta. Laut Experten von UN und Weltbank ist die Wirtschaft durch Inkompetenz des Regimes im freien Fall. Seit dem Putsch im Februar 2021 seien mehr als die Hälfte der 55 Millionen Einwohner Myanmars in Armut abgerutscht. Laut UN-Angaben stieg in dieser Woche die Zahl der Binnenvertriebenen im Land auf über drei Millionen.

Reporter ohne Grenzen listet Myanmar als eines der gefährlichsten Länder für Journalisten. Kritischen Medienschaffenden drohten Verhaftungen, Folter und Ermordung, erklärte die Organisation zum Welttag der Pressefreiheit. Nach China sei Myanmar weltweit das Land mit der größten Zahl inhaftierter Journalisten.

Russland kündigte unterdessen eine Zusammenarbeit mit den staatlichen Medien Myanmars an. Dies sei bei einem Treffen einer russischen Delegation mit Vertretern der Junta-Ministerien für Information und Verteidigung vereinbart worden, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS (Mittwoch). “Das hohe Maß an Vertrauen zwischen Russland und Myanmar im Bereich der militärisch-technischen Zusammenarbeit ermöglicht die Entwicklung der Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen und trägt zur Aufrechterhaltung der Stabilität in der Welt bei”, so TASS.