Bürger gehen mit Bischöfen Kreuzweg durch Lübeck

Deutschlands ältester Kreuzweg ist in diesem Jahr dem Reformationsjubiläum gewidmet. Neben Kirchenvertretern spricht ein ehemaliger Ministerpräsident.

Pröpstin Petra Kallies und der katholische Propst Christoph Giering tragen am Karfreitag 2019 das Kreuz
Pröpstin Petra Kallies und der katholische Propst Christoph Giering tragen am Karfreitag 2019 das KreuzThomas Morell

Lübeck. Rund 850 Christen sind am Karfreitag auf Deutschlands ältestem Kreuzweg durch die Lübecker Altstadt gezogen. Unter dem Motto "Was ist Wahrheit?" war er in diesem Jahr dem Reformationsjubiläum 2017 gewidmet.
Schon Martin Luther sei der Unterschied zwischen Tatsachen und Meinungen wichtig gewesen, betonte die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs. Tatsache sei, dass syrische Kinder durch Giftgas sterben, Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken und Menschen in Ägypten, Stockholm und St. Petersburg getötet wurden. Gefährlicher als die Lüge sei, wenn die Wahrheit verschwimmt. Vernebelung sei "Täter-Strategie", um sich der Verantwortung zu entziehen.
Der katholische Erzbischof Stephan Heße, warnte vor negativer Stimmungsmache mit "alternativen Fakten". Es sei Aufgabe von Christen, sich für die Wahrheit einzusetzen. Diese Frage dürfe nicht dem freien Spiel der gesellschaftlichen Kräfte überlassen bleiben. Jeder Einzelne müsse sich entscheiden, aus welcher Wahrheit heraus er sein Leben gestalte.

Engholn erinnert an "Lübecker Märtyrer"

Der ehemalige Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) erinnerte an die "Lübecker Märtyrer", die in der NS-Zeit zum Tode verurteilt wurden. Nur wenige hätten in der NS-Zeit den Mut gehabt, sich gegen "das schamlose Verdrehen von Tatsachen" zu wehren. Der US-Wahlkampf sei von erfundenen Fakten geprägt gewesen. Wenn die Lüge zur Wahrheit werde, gerate die Gesellschaft aus dem Lot.
Der Lübecker Kreuzweg ist der "Via Dolorosa" in Jerusalem nachgebildet, den Jesus nach seiner Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zur Kreuzigung gegangen sein soll. Begründet wurde der Kreuzweg von dem Lübecker Kaufmann und Ratsherrn Hinrich Konstin, der 1468 eine Pilgerreise nach Jerusalem unternommen hatte. Er starb 1482 kinderlos und verfügte in seinem Testament, dass von seinem Vermögen ein Kreuzweg gebaut werden solle. (epd)