Bürde der Freiheit

Über die Bürde der Freiheit schreibt Tilman Baier. Er arbeitet als Chefredakteur bei der Mecklenburgische & Pommersche Kirchenzeitung.

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: "Ich habe dich schon gekannt, ehe ich dich im Mutterleib bildete", aus Jeremia 1, 4-10
In der letzten Zeit, immer wieder und mehr, mache ich mir Gedanken. Wie soll es weitergehen, hier in Europa? Was können wir für die vielen Flüchtlinge tun? Was muss geschehen, damit die Menschen in unserem Land, aber auch weltweit wieder zufriedener sind? Was muss getan werden, damit Europa nicht auseinanderbricht? Aber auch um unsere Kirche mache ihr mir Gedanken: Wie muss die Kirche sein, damit Menschen wieder gern kommen, damit sie eine wirkliche Hilfe in dieser Zeit sein kann?

Bei all diesen Fragen und den vielen möglichen Antworten bin ich schnell überfordert. Was kann ich schon tun? Ich habe meinen Beruf, zwei kleine Kinder, Freunde – damit bin ich schon völlig ausgelastet. Ich bin froh, wenn hier in meiner Gemeinde alles gut läuft und meine Familie zufrieden ist.
Schnell schiebe ich dann die Verantwortung den führenden Politikern und Kirchenführen zu: Sollen die doch ihre Arbeit gut machen. Das ist schließlich ihre Aufgabe. Doch dann beschleicht mich das Gefühl: Wie werde ich in ein paar Jahren auf diese Zeit zurückblicken? Kann ich dann behaupten, ich habe mein Bestes und Möglichstes getan?

Beim Propheten Jeremia heißt es: "Ich habe dich schon gekannt, ehe ich dich im Mutterleib bildete, und ehe du geboren wurdest, habe ich dich erwählt, um mir allein zu dienen" (Jeremia 1, 5).
Gott kennt uns durch und durch. Er weiß genau, was wir können und wozu unsere Kraft reicht.

Vielleicht ist es momentan "nur" meine Aufgabe, meinem Beruf nachzugehen und mich um meine Familie zu kümmern. Vielleicht ist da aber auch noch Platz für mehr. Auch wenn ich das momentan noch nicht sicher weiß, Gott weiß es bereits. Und darum bitte ich ihn mir zu zeigen, wo ich Dinge bewegen kann und an welcher Stelle ich gebraucht werde.
Gott gibt jedem von uns Fähigkeiten und Aufgaben, und es ist an uns sie zu nutzen. Wir können seine Welt aktiv mitgestalten, und wenn wir diese Herausforderung annehmen, hilft er uns, etwas zu bewegen und umzusetzen. Gemeinsam können wir so auch größere Aufgaben bewältigen.
Unser Autorin
Imke Scheibling ist Pastorin der Ev.-luth. Auferstehungsgemeinde Ostgroßefehn.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.