Bündnis in Schleswig-Holstein startet Initiative für Gottesbezug

Kiel. Ein Gottesbezug in der Landesverfassung: Dafür kämpft eine Initiative, die in Schleswig-Holstein gestartet ist. Prominente aus Politik, Wirtschaft und Medien sind dabei – und Vertreter mehrerer Religionen.

In Schleswig-Holstein hat ein breites gesellschaftliches Bündnis eine Volksinitiative für die Aufnahme eines Gottesbezuges in die Landesverfassung gestartet. Zu den Initiatoren gehören neben den früheren Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU) und Björn Engholm (SPD) auch Vertreter des katholischen Erzbistums Hamburg und der evangelischen Nordkirche. Auch die Islamische Religionsgemeinschaft (Schura), der Landesverband der Jüdischen Gemeinden und prominente Einzelpersonen sind dabei.
Erstes Etappenziel ist die Sammlung von mindestens 20.000 Unterschriften, damit sich der Landtag erneut mit der Aufnahme eines Gottesbezugs in der Präambel der Landesverfassung beschäftigen muss. Das Landesparlament hatte am 8. Oktober 2014 mit großer Mehrheit eine neue Landesverfassung ohne Gottesbezug beschlossen. Nach intensiver Debatte fanden Anträge mit der Erwähnung von Gott keine ausreichende Mehrheit.

Initiatoren optimistisch

Carstensen äußerte sich optimistisch, dass die Volksinitiative erfolgreich wird. Er gehe davon aus, dass sie auch von vielen Menschen unterstützt wird, die nicht einer Kirche oder Religionsgemeinschaft angehören. Die Aufnahme des Gottesbezugs sei "ein Zeichen gegen religiöse Ausgrenzung", sagte der Ex-Regierungschef, der das Land von 2005 bis 2012 regierte. Die Initiatoren verwiesen auf die begleitende Kampagne "Für Gott in Schleswig-Holstein", die von der Nordkirche und dem Erzbistum Hamburg mit insgesamt 40.000 Euro unterstützt wird.
Eines der Plakate, mit denen die Initiative wirbt.
Gelingt die Volksinitiative, muss der Landtag das Anliegen erneut auf die Tagesordnung setzen. Lehnt das Landesparlament die Initiative ab, reichen nach der neuen Verfassung 80.000 Unterschriften für ein Volksbegehren. Die Initiatoren müssten beim folgenden Volksentscheid als letzten Schritt mindestens 1,1 Millionen Stimmen für das Anliegen bekommen. Die evangelische Kirche hat in Schleswig-Holstein rund 1,5 Millionen Mitglieder. Außerdem leben im nördlichsten Bundesland rund 170.000 katholische Christen. Die muslimische Schura hat rund 60.000 Anhänger.
Der Anstoß zur Volksinitiative kam von der katholischen Kirche. Der kommissarische Leiter des Erzbistums, Ansgar Thim, hatte sie nach der Landtagsentscheidung umgehend angeregt. Die evangelische Kirche befragte zunächst die Kirchenbasis. Die Reaktion war nach den Worten des Schleswiger Bischofs Gothart Magaard eindeutig. In den rund 500 evangelischen Kirchengemeinden gebe es eine Grundstimmung pro Volksinitiative. Beide Kirchen begrüßen es, dass ein breites gesellschaftliche Bündnis die Volksinitiative trägt.

Zwei ehemalige Ministerpräsidenten dabei

Zu den Initiatoren gehören neben Carstensen und Engholm (Ministerpräsident von 1988 bis 1993) auch Ex-Finanzminister Claus Möller (SPD), Fatih Mutlu von der Schura und Ex-Justizminister Emil Schmalfuß. Weiter sind der Unternehmer und Präsident der Industrie- und Handelskammer Kiel, Klaus-Hinrich Vater, und die in der evangelischen Jugend aktive Studentin Lisa Triebel dabei. Zu den ersten Unterzeichnern gehören der Abenteurer Arved Fuchs, der Gastronom Jürgen Gosch und der in Schleswig-Holstein bekannte Radiomoderator Carsten Köthe (RSH).
Nach den Worten von Walter Blender, Kriminalpolizist und Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden, ist er sich mit vielen anderen Menschen einig, "dass Gott als höhere Instanz einen Platz in der Verfassung haben muss". Der Kieler Kunstprofessor Bernhard Schwichtenberg (76) verwies darauf, dass er vor der Abstimmung im Kieler Landtag alle Abgeordneten angeschrieben und auf die Notwendigkeit des Gottesbezugs hingewiesen hatte. Die jetzt gestartete Kampagne wurde von der Kieler Werbeagentur Boy entworfen.