Buchtipp: Skurrile Todesvisionen in „Was man von hier aus sehen kann“

Mariana Leky erzählt die gleichermaßen absurde wie berührende Geschichte einer alten Frau, die in ihren Träumen den Tod voraussieht.

Das Cover des Buches „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky
Das Cover des Buches „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Lekypromo

Es gibt sie noch: Diese Bücher, bei denen man all jene beneidet, die das Glück haben, sie noch nicht gelesen zu haben. „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky ist ganz gewiss eines von ihnen. Eine zunächst heimelig anmutende Geschichte, die in der Abgeschiedenheit des Westerwalds spielt. Die Welt, die die Autorin für uns Leser*innen öffnet, ist vom ersten Moment an zugleich vertraut und skurril komisch.

Von Träumen und Zufällen

Die Geschichte dreht sich um Selma, eine alte Frau, die in ihren Träumen den Tod voraussieht, und um die Bewohner ihres Dorfes, die auf ihre eigene Art mit diesen Vorhersagen umgehen. Im Zentrum steht Luise, Selmas Enkelin, deren Leben von Verlusten und neuen Anfängen geprägt ist. Ihre Geschichte wird sachte, aber absurd genug erzählt, dass man kaum glauben kann, was in diesem gemütlichen Dorf passiert.

Wer sich auf dieses Buch einlässt, hat schnell das Gefühl, die Charaktere persönlich zu kennen. Sie sind liebevoll und detailliert beschrieben und erhalten dadurch eine besondere Tiefe. Die Grenzen zwischen Realität und Magie sind fließend. Wie in den Träumen der Großmutter vermischen sich Träume und Zufälle. Mariana Leky gestaltet ihre Erzählung wie das Leben selbst: Tragik und Komik
stehen nebeneinander, ohne Pathos oder übermäßiges Sentiment.

Figuren zum Vermissen

Themen wie Tod, Verlust und die Suche nach dem Sinn des Lebens sind immer präsent, ohne Kitsch, aber doch berührend.

Die Gemeinschaft, die Zerbrechlichkeit des Lebens und die kleinen und großen Wunder des Alltags schildert Leky unverwechselbar und nachklingend. Der liebevolle Blick auf die Geschehnisse und die Beziehungen der Charaktere wirkt nachhaltig. Man vermisst die Figuren regelrecht, wenn man das Buch aus der Hand legt.

Es ist nicht nur ein Buch zum Lesen und Nocheinmallesen, sondern auch zum Verschenken, in der Hoffnung, dass der Beschenkte „Was man von hier aus sehen kann“ noch nicht kennt und dieses kleine Wunder zum ersten Mal erleben kann.

Mariana Leky, Was man von hier aus sehen kann, Dumont Verlag