Buchtipp: „A History of Early Christian Creeds“ geht Glaubensbekenntnissen auf den Grund
Wie entstanden und entwickelten sich Glaubensbekenntnisse? In englischer Sprache liefert Wolfram Kinzig den neuesten Forschungsstand.
Soll man ein englisches Buch empfehlen und noch dazu ein ziemlich dickes? Ja, wenn es das Buch ist, was zu einem großen Jubiläum zu empfehlen ist, das wir nächstes Jahr in allen Kirchen über den ganzen Globus hinweg begehen.
2025 erinnert die Gemeinschaft der Christen weltweit an das erste reichsweite Konzil der Antike vor 1700 Jahren. Auf diesem Konzil, zu dem der Kaiser Konstantin in seine Sommerresidenz Nicäa (heute in der Türkei) eingeladen hatte, verständigte man sich nicht nur auf einen einheitlichen Termin des Osterfestes, sondern formulierte ein gemeinsames Bekenntnis. Wir benutzen es in einer etwas erweiterten Form bis heute in den meisten evangelischen Kirchen an den großen Festtagen.
Zentrale Texte aus dem Kirchenleben
Der Bonner Kirchenhistoriker Wolfram Kinzig hat zu dem großen Jubiläum eine Geschichte der antiken Glaubensbekenntnisse vorgelegt, also nicht nur des großen Bekenntnisses der Reichssynoden von Nicäa und Konstantinopel, sondern auch des Apostolischen Glaubensbekenntnis, das meist an Sonntagen gesprochen wird. Solche oft verwendeten, zentralen Texte aus dem Leben unserer Kirche werden immer einmal auf Tagungen, Gemeindefreizeiten und in Vortragsreihen besprochen. Und da muss der neueste Forschungsstand präsent sein. Und den bietet Kinzig, der sich nahezu sein ganzes Professorenleben mit dem Thema der Glaubensbekenntnisse beschäftigt hat.
Man findet in seinem klar gegliederten Buch Antworten auf folgende Fragen: Was ist ein Bekenntnis? Warum gab es am Anfang des Christentums noch keine solchen Bekenntnisse? Warum formulierten seit dem vierten Jahrhundert die Synoden und Konzilien gern solche Texte? Warum kamen die Bekenntnisse in die Liturgie des Gottesdienstes? Und warum streiten sich Kirchen in Ost und West um das filioque – denken sie etwa verschieden über den Heiligen Geist?
Plädoyer für die Ergänzung der Bekenntnisse
Kinzig formuliert auf alle diese Fragen nicht nur abgewogene und überzeugende Antworten, sondern diskutiert am Ende auch die Frage, wozu solche Bekenntnisse gut sind und worin ihre Probleme liegen. Er plädiert dabei nicht für Abschaffung, sondern für Ergänzung. Sein Englisch ist so leicht und angenehm zu lesen, dass man es auch Menschen empfehlen kann, die sonst lieber deutsche Bücher lesen. Hier steht jedenfalls alles, was man nächstes Jahr zum Jubiläum wissen muss.
Wolfram Kinzig, A History of Early Christian Creeds, De Gruyter Studium, Berlin/Boston 2024