Bruno Ganz glänzt „In Zeiten des abnehmenden Lichts“

In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:

Im Herbst 1989 richtet Charlotte Powileit (Hildegard Schmahl) als Ehefrau eines verdienten SED-Parteigenossen eine Geburtstagfeier für den 90-jährigen Jubilar Wilhelm Powileit (Bruno Ganz) aus. Während des Festtags, der nach den immer gleichen Ritualen einer versteinerten Gesellschaft abläuft, soll tunlichst nicht über Perestroika oder die Massenflucht aus der DDR gesprochen werden. Gleichwohl drängen konfliktreiche (Familien-)Geheimnisse ans Tageslicht, da Sohn Kurt (Sylvester Groth) und Co. dem Alten die Flucht des Enkels (Alexander Fehling) nicht ewig verheimlichen können.

Regisseur Matti Geschonneck, selbst Sohn eines vielgeehrten Bürgers der DDR (Schauspieler und Kommunist der ersten Stunde Erwin Geschonneck), und Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase konzentrieren den Erfolgsroman von Eugen Ruge auf einen Tag und blenden die auf mehreren Zeit- und Reflexionsebenen aufgespannte Vielfalt der Vorlage aus. Dafür rückt die glänzend gespielte Figur des sozialistischen Granden mehr in den Vordergrund, während um ihn herum etliche Vertreter des Staates ihre Aufwartung machen.

Auf diese Weise räumt der Film von 2017 radikal mit einem durchaus verbreiteten Fehlurteil über die DDR auf, deren Ende er keineswegs nur in der unbeweglichen, überalterten Führungselite begründet sieht. Die Parade der Einzelpersonen und Organisationen, die in Alter und Funktion einen Querschnitt der DDR-Gesellschaft ergeben, macht vielmehr deutlich: Auch mit den nachwachsenden Generationen wäre es dort nicht besser geworden.