“Brot für die Welt” fordert mehr Geld für Anpassung an Klimawandel
Der Großteil der am stärksten von der Klimakrise betroffenen Länder erhält laut „Brot für die Welt“ deutlich zu wenig Hilfe bei der Anpassung an die Erderwärmung. Besonders unterfinanziert seien Länder in Zentral- und Ostafrika sowie Südasien, erklärte das kirchliche Hilfswerk am Dienstag in Berlin zur Veröffentlichung des Klima-Anpassungsindex 2024. „Brot für die Welt“-Klimaexpertin Sabine Minninger forderte mit Blick auf die in wenigen Wochen beginnende UN-Klimakonferenz mehr Geld für die Anpassung insgesamt sowie eine gerechtere Verteilung der vorhandenen Mittel.
Mit dem Index analysiert das evangelische Hilfswerk, wie gerecht die von den Industrieländern bereitgestellten Hilfsgelder für die Anpassung an den Klimawandel verteilt werden. Dafür wurden EU-Daten zum Klimarisiko in den Ländern mit Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) kombiniert.
Von 129 in dem Index erfassten Ländern haben den Angaben zufolge 90 Prozent weniger Finanzmittel erhalten, als ihnen bei einer gerechten Verteilung zustehen würde. 37 Länder gelten als „extrem unterfinanziert“ und erhalten damit weniger als die Hälfte der für sie angemessenen Gelder. Die drei am stärksten unterfinanzierten Länder sind laut „Brot für die Welt“ Afghanistan, der Tschad und Südsudan. Zur Gruppe der extrem unterfinanzierten Länder zählen viele Staaten mit Krisen und Konflikten, etwa Myanmar, Burkina Faso und Haiti.
Als „gut finanziert“ gilt die Anpassung laut Index, der den Zeitraum 2015 bis 2021 umfasst, lediglich in den drei pazifischen Inselstaaten Palau, Nauru und Tuvalu. Damit erhielten diese Länder einen Anteil an den internationalen Hilfsgeldern, der über ihrem Klimarisiko liegt.
Minninger rief mit Blick auf die Weltklimakonferenz im November dazu auf, die Verteilungsgerechtigkeit stärker zu berücksichtigen. Vulnerable Staaten dürften „nicht auch noch diskriminiert werden“. Die „Brot für die Welt“-Expertin mahnte zudem insgesamt mehr Geld für die Anpassung an, worunter etwa der Bau von Dämmen gegen Überflutungen oder Investitionen in Frühwarnsysteme fällt. Nötig seien ab 2026 jährlich etwa 400 Milliarden US-Dollar. 2022 seien 32,4 Milliarden Dollar in Anpassungsprojekte geflossen.
Die 29. UN-Klimakonferenz wird vom 11. bis 22. November von Aserbaidschan ausgerichtet. Bei den zweiwöchigen Verhandlungen müssen sich die Staaten auf ein neues Klimafinanzierungsziel einigen. Die Industriestaaten hatten zugesagt, von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar an Klimahilfen für Länder des globalen Südens zu mobilisieren. Das Geld wird für den Klimaschutz, im Fachjargon Mitigation, sowie die Anpassung verwendet. Eine Summe für die Zeit nach 2025 steht noch nicht fest. Fachleute rechnen mit schwierigen Verhandlungen.