LWL-Literaturarchiv erhält Brief der Droste-Hülshoff von 1813

Das Literaturarchiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ist seit neustem im Besitz eines handschriftlichen Briefes der Lyrikerin Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) aus dem Jahr 1813. Die NRW-Stiftung hat das Original angekauft und überlässt es der Annette von Droste-Gesellschaft als Dauerleihgabe mit der Auflage, es im Westfälischen Literaturarchiv zu verwahren, wie der Landschaftsverband am Freitag in Münster mitteilte. Das 211 Jahre alte Schreiben ist demnach in der Historisch-Kritischen Ausgabe der Werke Annette von Droste-Hülshoffs ediert, jedoch bislang nicht öffentlich zugänglich.

Der winzige, nur auf einem schmalen Papierstreifen notierte Brief wird nun im LWL-Literaturarchiv verzeichnet, digitalisiert und fachgerecht verwahrt. Die vom 27. Juli 1813 datierte Post der Droste an ihre Stieftante und Freundin Ludowine von Haxthausen (1794-1872) ist den Angaben zufolge bedeutend, weil er zu den frühesten erhaltenen Briefen der Lyrikerin gehört und Aufschlüsse über das Selbstbewusstsein der damals 16-jährigen Autorin gibt. Sie beschreibt darin ironisch ein Treffen mit dem deutlich älteren Germanisten und Märchensammler Wilhelm Grimm (1768-1859) auf dem Gut ihrer Großeltern in Bökendorf bei Höxter.

LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger dankte der NRW-Stiftung für die Leihgabe. „Annette von Droste-Hülshoff ist die bedeutendste deutsche Dichterin des 19. Jahrhunderts“, sagte sie bei der feierlichen Übergabe in Münster. „Dieser Brief sei eine wertvolle Ergänzung der Bestände ihrer Handschriften im Westfälischen Literaturarchiv, wo bereits der größte Teil von Drostes literarischem Nachlass liegt.“ Der Landschaftsverband engagiert sich mit einer Droste-Forschungsstelle dafür, die Erinnerung an die gleichnamige Dichterin wachzuhalten, deren Novelle „Die Judenbuche“ heute zur Weltliteratur gehört. Die historischen Lebensorte der Künstlerin – Burg Hülshoff in Havixbeck und Haus Rüschhaus in Münster – wurden zu einem Literaturzentrum weiterentwickelt.

Eigenhändige Handschriften Annette von Droste-Hülshoffs stünden nur sehr selten zum Verkauf, erklärte Anke Kramer, Leiterin der Droste-Forschungsstelle. „Dieser Ankauf ist ein Glücksfall, denn der Brief eignet sich besonders, um auch jüngere Zielgruppen anzusprechen.“ Deshalb werde er bald auf dem Online-Blog „Schätze aus dem Archiv“ in digitaler Form der Öffentlichkeit präsentieren. Außerdem soll der Brief – wenn dies aus konservatorischer Sicht möglich ist – Teil der neuen Dauerausstellung auf der Burg Hülshoff werden, wie Kramer mitteilte. Die Eröffnung ist für Sommer 2026 geplant.

Die 1928 gegründete Annette von Droste-Gesellschaft widmet sich der Erforschung, Sicherung und Vermittlung von Drostes Nachlass. Sitz ist das Haus Rüschhaus am Rande von Münster.